Waffen für Kinder…welch ein schwieriges Thema! Lange habe ich überlegt, ob ich darüber überhaupt öffentlich schreiben möchte und ob meine Entscheidung der Ansicht der breiten Masse wohl entspricht. Vielleicht mache ich es genauso wie du da draußen, vielleicht haben wir uns aber für das genaue Gegenteil entschieden. Es ist wie mit vielen Sachen in der Erziehung: Es gibt kein Richtig, aber eben auch kein Falsch…

Früher, als der Große noch ein kleines Baby war, verabscheute ich regelrecht den Gedanken ihm später eine Pistole oder ein Schwert in die Hand zu drücken. Ich, eine Mama, die sich klar gegen körperliche Gewalt ausspricht, passt einfach nicht mit Waffen irgendeiner Art zusammen. So war es also kein Wunder, dass wir uns fest darauf verständigten dem Kind jegliche Art von Spielzeugwaffen zu verwehren: Geschenke dieser Art wurden schnell verräumt und später entsorgt, im Laden wurde mit einem deutlichen „NEIN“ klar gemacht, dass es so etwas nicht gibt und auf die Idee so etwas selbst zu kaufen, wären wir gar nicht erst gekommen. Ich kann mich sogar noch sehr gut an eine Situation erinnern, als er zum Geburtstag von einem Jungen einen Säbel aus Plastik geschenkt bekommen hat. Das Geschenk war sicher sehr nett gemeint und doch stieg bei mir direkt der Puls hoch, weil ich einfach jegliche Verbindung mit Gewalt vermeiden wollte.

Produktbild Waffen für Kinder

 

Und dann gibt es Tage, da ändert sich deine Ansicht

Kurzum: Wir haben den Kontakt mit Spielzeugwaffen so gut unterbunden, wie es nur geht und ich habe fast ein Freudentänzchen aufgeführt, weil es meinen Sohn augenscheinlich gar nicht interessierte, ja bis der Tag kam, an dem er seinen Finger entdeckte und es „peng“ machte (ich glaube er war damals 3). Ich erklärte ihm, dass ich dieses „peng“ nicht möchte und Waffen total doof  finde, weil man damit Menschen verletzen kann und überhaupt und sowieso. In meinem Kopf bildeten sich sofort Kriegsszenarien, kleine unschuldige, angeschossene Kinder, Kinder ,die ihre Eltern verloren haben, Frauen, die um ihre Männer weinen und nun alleine durchs Leben gehen. Ich sah Amokläufer und Psychopathen, die nichts anderes im Sinn hatten, als anderen weh zu tun…. und wieder machte es „peng“ und der kleine Knopf knallte mit seinen zwei Fingern ab.

Wir als Eltern versuchten wohl noch einige Zeit gegen das Spielen von „schießen“ anzukämpfen – erfolglos. Nahm er nicht den Finger, nahm er Zweige, die gebogen waren und mit kindlicher Fantasie zur Pistole wurden. Auch sammelte er Stöcke, mit denen er Schwertkämpfe vollführte, zur Not tat es auch der alte gute Besenstiel. Auf gut deutsch gesagt, waren die Waffen plötzlich überall und ein gänzliches Verbot rückte ins Unmögliche. Für uns hieß es also Umdenken. In erster Linie ging es nun darum einen guten Kompromiss zu finden, mit dem wir alle gut leben könnten. Dazu gehört zum einen für uns, dass wir unseren Kindern vermitteln, dass wir nicht auf Menschen & Tiere schießen oder Waffen gegen diese erheben und zum anderen darum bewusst damit umzugehen. Bewusst heißt für mich aber nicht nur, dass wir den Kindern erklären, warum es Waffen gibt und was man damit anrichten kann, sondern auch damit uns selbst einmal näher zu betrachten.

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Es ist alles nur in deinem Kopf

Je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde nämlich, dass wir Erwachsenen bei dem Thema Waffen, die von mir oben beschriebenen Szenarien praktisch automatisch abrufen, aber Kinder überhaupt nicht auf die Idee kommen würden soweit zu denken. Er nimmt sich keinen Ast und schießt damit in der Absicht jemanden zu töten oder zu verletzen. Für ihn ist es vielmehr in einer Fantasiewelt zu sein und durch eine Pistole „stark“ zu sein. Er denkt auch nicht darüber nach, wie viele Kriege blutig geendet sind und wie viele derzeit geführt werden. Er kann so etwas ja noch nicht einmal einschätzen und er macht sich auch keine Gedanken über Amokläufer oder Psychopathen – nein: er spielt einfach und für ihn ist es etwas absolut Harmloses. Diese Erkenntnis hat mir geholfen das Thema ein wenig lockerer zu betrachten oder besser gesagt: meine kritische Haltung ein wenig abzubauen. Ich halte weiterhin nichts von echten Waffennachbauten, auch finde ich es absolut bescheuert, wenn Kinder im Spiel sich zurufen „ich töte dich.“. Doch ich bin nicht mehr gänzlich gegen den Einsatz von Spielzeugwaffen.

Für mich ist es ein mal wieder die Erkenntnis, dass wir Erwachsenen aus Mücken Elefanten spinnen und es ganz einfach darauf ankommt, wie man mit etwas umgeht und in welcher Dosierung. Wir selbst haben als Kinder liebend gern durch das ganze Dorf Räuber und Gendarm gespielt und ich kann mich nicht daran entsinnen, dass uns primär das „auf Menschen Jagd machen“ und die „Freiheitsberaubung“ durch das Gefangennehmen in den Sinn gekommen wäre: NEIN, es ist und war vielmehr eine schöne Kindheitserinnerung, die für mich ausschließlich positive Gefühle hinterlässt: Zusammenhalt, Teamarbeit, Abenteuer, Spaß, Bewegung… Spiele mit Waffen, Gefangenen oder Jagen gab es schon Generationen vor mir und ja, wenn ich so recht darüber nachdenke, möchte ich nicht, dass es meine Kinder nicht mehr erleben dürfen, weil wir Eltern uns einreden, dass aus ihnen dann potenzielle Amokläufer werden könnten – so ein Schmarn!

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Wie sieht es also bei uns inzwischen aus?

Inzwischen bin ich vielmehr beim „bewusst damit Leben und Kompromisse eingehen“:

  • Die Waffen sollten möglichst unecht aussehen (Holz finde ich am besten), ganz einfach, weil ich es nicht mag, wenn man auf 2 Meter Entfernung nicht erkennen kann, ob es sich doch um ein Original handeln könnte und es ein Spiel bleiben soll.
  • Die Waffen (Pistolen) dürfen keine Kugeln enthalten, die abfeuern können. Ich weiß nicht, ob sich das später noch ändern wird, aber im Moment gehts den Jungs vielmehr ums „schießen spielen“ als wirklich bewusst auf Gegenstände zu zielen. Kugeln würden daher einfach nur ein potenzielles Verletzungsrisiko darstellen.
  • Ein „ich töte dich!“ möchte ich auch im Spiel nicht hören bei meinen Kindern und dann greife ich auch gerne ein und erkläre, warum ich das doof finde.
  • Ein Auge zukneifen: weil es einfach „normal“ ist, dass Kinder sich dafür interessieren und schießen oder Schwertkampf spielen wollen…
  • Das Kämpfen miteinander ist erlaubt, aber ein „Stop“ muss akzeptiert werden
  • Im Haus wird nicht mit Schwertern gespielt, ganz einfach, weil zu viel kaputt gehen könnte.
  • Wir versuchen die Waage zu halten, zwischen dulden, aber dennoch Waffen oder Gewalt nicht zu verherrlichen

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Ritterfeste und Co.

Eine tolle Gelegenheit, um diesem kindlichen Verlangen nach „Krieger, Held und Co.“ einmal nachzukommen, habe ich dieses Jahr entdeckt. Wir waren auf einem wunderschönen Mittelalterfest und ich erlaubte meinen Jungs ihre Schwerter und Ritterkappen mitzunehmen. Ich zerschnitt sogar vorab ein Bettlaken und knotete einen Gürtel, damit sie als echte kleine Ritter dort hingehen konnten. Ich selbst bin eigentlich nicht der Mittelatlerfan, aber als ich sah, wie stolz sie waren „echte Ritter“ sein zu dürfen, wusste ich, dass sich in manchen Punkten ein Umdenken lohnt.

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Wir wurden dort übrigens sehr oft gefragt, wo wir die tolle Kappe und Kinderschwerter her haben sowie den Gürtel und ich rechne fest damit, dass auch hier die Frage auftaucht. Ich beantworte sie daher direkt: Diese gibt es bei Helga Kreft, genauso wie das Indianerset aus Pfeil und Bogen, dass wir euch vergangene Woche vorgestellt haben. Dieses wird Louisa zu Weihnachten bekommen, denn auch Mädels dürfen einmal Kriegerinnen sein 😉

Wie stehst du zu dem Thema Waffen für Kinder? Versuchst du sie im Alltag gänzlich zu vermeiden? 

Sabrina

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