Unsere Kinder sind wahre Meister im „Bummeln“ auch „Trödeln“ genannt. Für das Anziehen der Socken benötigen sie bis zu 10 Minuten, für einmal Schuhe anziehen mitunter 15 Minuten und wenn wir morgens so richtig im Stress sind und eigentlich schon längst im Auto sitzen müssten, ertönt häufig ein kleines „Aber ich hab noch was vergessen.“ Solche Szenarien trieben mich noch vor einiger Zeit zur Weißglut. Ich fragte mich, wieso die Kinder sich nicht einfach mal beeilen können. Ja, zugegeben empfand ich es oft sogar als Provokation. Aus heutiger Sicht habe ich total überreagiert und allein meine Gedanken waren ungerecht. Fakt ist nämlich: Ein Zeitgefühl besitzen Kinder nicht und auch die Uhr und Tages- oder Jahresabläufe müssen erst gelernt werden. Dass ein Kind im Vorschulaltern trödelt, um seine Eltern absichtlich zu ärgern, halte ich inzwischen für sehr unwahrscheinlich und selbst wenn, dann haben wir es in der Hand die Situation friedlich aufzulösen.

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Das Wort „bummeln“ ist für mich, ein von Eltern beschriebener Umstand. Kinder kennen dieses Wort ohne uns gar nicht. Ja, sie fühlen es nicht einmal, dass sie gerade bummeln. Vielmehr sind sie in eine Tätigkeit so vertieft und widmen sich dieser mit solcher Hingabe, dass alles um sie herum einfach ausgeknippst scheint. Wir kennen diese Situation auch aus anderen Bereichen, z. B. wenn ein Ball auf die Straße rollt und das Kind nur den Gedanke hat „Ich muss zum Ball“. Der Verkehr und andere Faktoren, die vielleicht sogar gefährlich sein könnten, werden dabei ausgeschaltet.

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Wie aber, soll man nun einen Weg als Eltern finden, damit alle Bedürfnisse in den Einklang kommen und gibt es die Möglichkeit den Kindern die Zeit „fühlbarer“ zu machen? Diese Frage beschäftigte mich vor geraumer Zeit und inzwischen habe ich ein paar Lösungen gefunden. Meine Kinder fühlen die Zeit natürlich trotzdem nicht mehr oder weniger und besitzen auch nicht auf einmal ein Zeitgefühl, aber ich habe es geschafft die Zeit für sie sichtbarer zu machen. Hierfür müssen sich nicht einmal eine Uhr ablesen können.

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Eieruhr oder Sanduhr – ich liebe sie!

Die Eieruhr oder auch die Sanduhr spielen mittlerweile in so vielen Bereichen unseres Alltags eine Rolle. Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen sie im Haushalt griffbereit zu haben. Jede hat für sich tolle Eigenschaften und wird bei uns tagtäglich eingesetzt. Die Eieruhr* bietet aufgrund des Signals eine Endzeit. Ich kann mich darauf verlassen, dass sie zuverlässig mit einem schrillen Klingeln aufzeigt, dass die vorab eingstellte Zeit verstrichen ist und die Kinder damit auch aus weltfernen Zuständen (Tablet schauen) gerufen werden.

Wir nutzen die Eieruhr daher bei unserem TV Kompromiss. Wer den Beitrag mit unseren TV-Talern noch nicht gelesen hat, kann ihn hier noch einmal nachlesen. Ich bin keine Mama, die den TV Kosum ohne Eindämmung genehmigt. Gerade mein Großer ist viel zu fixiert auf die Medien und würde sich selbständig nur schwer davon losreißen. Ich grübelte daher länger darüber nach und fand meine Lösung darin „Chips“ zu verteilen gepaart mit einer Eieruhr. Die Uhr wird auf 30 Minuten selbständig vom Großen eingestellt und durch das Signal nach Ablauf erkennt er deutlich, dass seine Zeit verstrichen ist und kann ebenso eigenverantwortlich ausschalten. Hier wäre eine Sanduhr* fatal, da sie zwar den Ablauf wesentlich besser verdeutlicht, aber eben nicht klingeln kann.

Wann die Eieruhr hier perfekt ist:

  • TV Konsum Dosierung
  • Aufräumwettspiele
  • beim Kochen und Backen mit Kindern (Garzeiten oder Backzeiten)
  • zeitliche Abgrenzung von Tätigkeiten wie z.B. baden (sie würden sonst nie rauskommen ;-)), Hausaufgabenzeit (nicht länger als 30 Minuten)
  • wenn ich außer Haus bin und der Große alleine auf mich wartet, siehe meinen Beitrag dazu

und die Sanduhr? 

Die nutzen wir sehr gerne, um die Zeit in ihrem Ablauf zu veranschaulichen. So ist sie bspw. beim Zähneputzen eine tolle Hilfe, weil die Kinder sich darauf konzentrieren, wie sie vergeht und es sie zu motivieren scheint, wenn sie sehen, dass die Zeit verstreicht. Genauso gerne veranschaulichen die Kinder damit Prozesse, ob man etwas in einer bestimmten Zeit schafft oder für spielerische Wettkämpfe, wer bspw. „schneller umgezogen ist“

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Das Jahr im Ablauf

Noch viel weiter gegriffen ist das Jahr in seinem Ablauf. Es gibt so viele Unterteilungen: Monate, Jahreszeiten, Tage, Wochen. Als Kind die Zusammenhänge zu verstehen, ist sicher gar nicht so einfach. Unsere Kinder fragen so oft, wann Wochenende ist, weil sie wissen, dass wir da alle frei haben. So habe ich irgendwann diese Kalender-Uhr* gekauft. Diese bietet die Möglichkeit die Wochentage durch den Rahmen anzuzeigen. Zudem habe ich unseren Familienkalender in den gleichen Farben, wie die Tage auf dieser Kalenderuhr angemalt. Auch im Hausaufgabenheft des Großen finden sich diese Farben wieder und so leben wir in Farben Montag = z.B. der braune Tag.

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Zum Ablauf eines Monats hilft es uns Tage im Kalender abzustreichen oder auch im Hausaufgabenheft die verstrichenen Tage abzustempeln. Genauso wäre hier aber auch denkbar durch eine Anzahl von Figuren oder Steinen die Anzahl der Tage zu signalisieren. Aus dem Bereich Montessori gibt es auch eine Jahreskette*, anhand der Kinder Monate, Tage und auch Jahreszeiten gut nachvollziehen können. Diese Kette bietet sich auch gut zum selbst basteln an.

Monate und Jahreszeiten – die Masterstufe

Die Monate in ihrer Reihenfolge zu kennen, empfinde ich für die Kinder am schwierigsten. Viel besser klappen da schon Jahreszeiten. Damit sie trotzdem ein Gefühl dafür entwickeln, was das Jahr und die Monate mit sich bringen habe ich mich von Waldorf inspirieren lassen und den Jahreszeitentisch übernommen. Ich finde die Idee so schön und da wir ohnehin mit der Natur im Einklang leben und gerne saisonal speisen, kam diese Idee wie gerufen. Seit Beginn des Jahres gestalten wir regelmäßig unseres Jahreszeitentisch. Die Kinder sammeln dafür gerne im Garten oder unterwegs Naturmaterialien, die wir dann zusammen mit Tierfiguren (die man zu dieser Jahreszeit bei uns entdecken kann) hübsch anrichten.

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Auch das Basteln spielt immer einer Rolle. Bei mir wurde als Kind total viel saisonal gebastelt. Heute gebe vieles davon an die Kinder weiter. So haben wir beispielsweise es zur Tradition werden lassen, das große Fenster zur Straße jahreszeitentypisch zu gestalten.

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Auch über Bücher kann man den Kindern ein Zeitgefühl vermitteln. In Bezug auf die Jahreszeiten gefällt mir ebenso eines aus dem Bereich Waldorf: Das Jahreszeitenbuch*

Wer sich aktuell gerade für den Herbst interessiert, kann hier gesammelt ein paar weitere Ideen von uns finden: *klick*

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Und was ist nun mit dem Trödeln?

Ich habe gelernt weniger gestresst zu reagieren, wenn ich das Gefühl habe die Kinder bummeln einmal wieder. Ich plane bewusst mehr Zeit ein, wenn ich weiß, dass es wieder einmal länger dauern könnte. Manchmal reicht es schon eine halbe Stunde eher aufzustehen oder am Abend davor entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Natürlich kann ich meine Kinder immer noch dazu anhalten, etwas auf „die Tube“ zu drücken, aber sie dafür zu schimpfen, dass sie einfach so sind, wie sie sind – davon bin ich schon länger weg. Genauso würde mir keine Konsequenz einfallen, die gerechtfertigt wäre. Stress machen wir Eltern uns meist selbst und übertragen diesen auf die Kinder oder laden diesen auf ihnen ab. Unser Ziel sollte es also seine eine Alltag zu gestalten, der möglichst für alle „vorbereitet“ ist, um gar nicht erst in diese „wir müssen jetzt aber schnell los“-Situation zu schlittern. Gebummel im Alltag mit Kindern zu vermeiden, scheint für mich schier unmöglich. Die Frage ist also, wie wir damit umgehen.

Nun bin ich aber gespannt, welche Anti-Trödel-Lösungen ihr gefunden habt. Verratet sie doch gerne im Kommentarfeld und mich würde auch interessieren, ob bei euch auch oft deshalb Stress entsteht?

Sabrina

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