Früher kaufte ich meinen Kindern furchtbar gerne Spielsachen. In so vielen Angeboten sah ich einen pädagogischen Nutzen oder ein „das wird ihnen bestimmt gefallen“. Auf das Autohaus, folgte die Autorennbahn. Auf den Bauernhof das Krankenhaus, die Feuerwehr und hinzu kamen zig Brettspiele, weil ich der absoluten Überzeugung war, dass die Kindern Abwechslung und möglich viele Impulse bräuchten, um sich perfekt entfalten zu können. Kurzum: Es wurde gekauft, gekauft, gekauft und gerade zu den Festlichkeiten artete es gerne einmal aus.

Irgendwann fiel mir auf, dass das Kinderzimmer jeden Tag aussah, als sei eine Schulklasse zu Gast gewesen und hätte einfach alles aus den Schränken gefetzt. Nicht selten gab es deshalb Ärger und schlechte Laune. Der Boden lag voll, die Regale waren leer, Spiele lagen wild durcheinander und man konnte teilweise den Boden nur noch erahnen. Ich fragte mich, wie es überhaupt möglich war in relativ kurzer Zeit für so viel Chaos zu sorgen. Ich verstand auch nicht, warum die Kids nicht einmal einen Hauch (so der Anschein) von Ordnungsbedürfnis verspürten und sich so augenscheinlich auch noch wohlfühlten. Irgendwann, als ich die Kinder beim Spielen beobachtete, erkannte ich plötzlich den Fehler im System. Der Mittlere war gerade dabei ein Auto zu suchen und wusste nicht, wo er es zuletzt gesehen hatte. So wurde Schrank 1 geöffnet und durchsucht, in Autos gegraben, Kisten geleert und schlussendlich irgendwo das Auto der Wahl gefunden. Er spielte kurz damit, bis er sich schon wieder der nächsten Sache widmete. Ich dachte automatisch an meine Kindheit zurück und daran, wie ich damals stundenlang mit Playmobil oder auch Barbiepuppen spielte. Ich war versunken in meiner Fantasie und vergaß fast alles um mich herum. Dieses Versinken beobachtete ich bei meinen Kindern kaum bis gar nicht.

Das Problem war ICH

Leider musste ich erkennen, dass ich das Problem war. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, dass ich es war, die die Kinder regelrecht mit Spielsachen zumüllte. Sie hatten zu viel. Es war ihnen weder möglich den Überblick zu behalten, noch überhaupt in der Lage zu sein Ordnung zu schaffen. Und dann war ich auch noch die Person, die ein aufgeräumtes Zimmer verlangte, nachdem ich ihnen sozusagen die Basis für die Unordnung gelegt habe. In meinem Kopf war auch noch ein Punkt vollkommen falsch einprogrammiert: Ich war der festen Annahme, dass meine Kinder Ordnung und Unordnung im Kinderzimmer genauso empfinden wie ich. Das ist aber ganz und gar nicht so. Sie sehen Ordnung vollkommen anders. Ja, sogar jeder Mensch hat ein anderes Ordnungsempfinden. Mit dieser Erkenntnis war mir klar, dass auch nur ich die Lösung für das Chaos im Kinderzimmer herbeiführen konnte: Ausmisten und feste Plätze schaffen. Zudem halte ich mittlerweile an offenen Regalen mit Körben fest.


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Wie fängt man an?

Im Ausmistprozess stecke ich nun schon seit über einem Jahr fest und arbeite mich Raum für Raum thematisch vorwärts. Ich habe besonders gemerkt, dass mir die Kinderzimmer und Spielsachen nicht leicht gefallen sind und doch habe ich mittlerweile schöne Lösungen gefunden.

Aussortieren tut nicht weh

Angefangen habe ich mit Sachen von denen ich mir sicher war, dass die Kinder nicht (mehr) damit spielen. Ich habe mir angewöhnt die Kinder zu fragen, ob ich Sachen aussortieren darf und sie nicht damit zu überrumpeln. Mittlerweile bemerke ich, dass sich durch meine Veränderung auch ihr Blick geändert hat. Teilweise bringen sie mir sogar Spielsachen mit den Worten: „Mama, das brauchen wir nicht mehr.“

Wenn du also auch an dem Punkt bist, wie ich damals und merkst, dass einfach alles zu viel ist im Kinderzimmer, dann nimm dir eine Kiste und stelle dort erst einmal alles hinein wovon du vermutest, dass dein Kind nicht mehr damit spielt. Entweder stellst du diese Kiste erst einmal an einen unauffälligen Ort um zu testen, was überhaupt vermisst wird oder du fragst dein Kind direkt danach, ob es aussortiert werden kann.

Was aber nun mit den Sachen?

Spielsachen finden in der Regel schnell Abnehmer. Folgende Möglichkeiten habe ich bereits genutzt:

  • Kinderbasare
  • Flohmarkt
  • Onlinesecondhandseiten
  • Verkauf an Freunde
  • Verkauf via soziale Netzwerke
  • Verschenken an Kindergärten / Schulen
  • Verschenken an Hilfsbedürftige oder Vereine/Stiftungen
  • Kinderkrankenstationen

Sachen, die wirklich kaputt sind und nicht mehr brauchbar, können direkt weggeworfen werden. Dies gilt auch für unvollständige Spiele oder benutzte Ausmalbücher, die keine freien Seiten mehr bieten.

Im Kinderzimmer befinden sich nun idealerweise nur noch Sachen, die aktuell bespielt werden. Blöderweise war auch das bei uns noch viel zu viel und ist es auch gerade immer noch meiner Meinung nach. Verstehe mich nicht falsch: Ich habe bereits aussortiert, aber merke: Da könnte noch mehr.

Ich habe mich daher für den Austausch von Spielsachen entschieden. Wir nutzen hierfür große Aufbewahrungsboxen in dem wir viel verstauen können. Derzeit befindet sich zum Beispiel die Holzspielküche mit dem Zubehör auf dem Dachboden und dafür werden die Bausteine genutzt.

Der Vorteil ist für mich von unschätzbarem Wert: Die Kinder fangen wieder an sich lange, intensiv und nachhaltig mit einer Sache zu beschäftigen. Dadurch, dass nicht alles permanent zur Verfügung steht, werden die Spielsachen bewusster wahrgenommen und sich gefreut, wenn mal wieder getauscht wird.

Neue Unordnung verhindern

Damit neue Unordnung gar nicht erst wieder entsteht, setzen wir auf offene Regale und Körbe. Alles hat somit einen festen, einsehbaren Platz und kann auch von den Kids leicht wieder verräumt werden. Zudem finde ich persönlich, dass die Körbe durch ihre Färbung unauffällig wirken und keine Unruhe ausstrahlen.

Die Körbe findest du beim Möbelschweden oder auch im Internet:

Viel wichtiger ist jedoch nicht rückfällig zu werden. Es gibt so viele Anlässe im Jahr, wo man den Kindern etwas schenken könnte und doch beherrsche ich mich inzwischen. Zu großen Festlichkeiten hat es sich bewährt zusammenzulegen und größere Wünsche zu erfüllen. Besonders gut gehen beim Größeren auch Gutscheine für Freizeitparks oder andere Aktivitäten. Natürlich ist es nicht möglich gänzlich auf Neuanschaffungen zu verzichten und gerade ich tapse allein mit meiner Tätigkeit hier in einem wahren Minenfeld. Wenn man jedoch regelmäßig ausmistet und am Ball bleibt, entsteht gar nicht erst wieder dieser „Worst Case“ Zustand. Die beste Erkenntnis für meine Kinder war und ist wohl, dass sich weniger Spielzeug bedeutend auf das Aufräumen und die Ordnung, gleichzeitig aber auch auf das Finden von Spielsachen auswirkt.

Meine persönliche Erkenntnis:

Was ich selbst aus der ganzen Geschichte gelernt habe, ist die Erkenntnis, dass mir mein Gehirn vielleicht vorgaukelt, dass ich dies und das kaufen müsste, weil meiner Kinder sonst etwas verpassen könnten, aber die Realität ganz anders ausschaut. Wie oft sehe ich sie im Spiel mit Alltagsgegenständen oder auch dabei, dass sie Spielsachen zweckentfremden. Ich bin inzwischen überzeugt davon, dass nicht alles zu haben sogar die Kreativität und Fantasie beflügelt und Mut zur Lücke manchmal gar nicht so schlecht ist. Dass Kinder vollkommen selbständig jeden Tag aufräumen, halte ich immer noch für eine Wunschvorstellung. Es mag ordnungsliebende Jungs und Mädchen geben, doch die Mehrheit sieht darin keinen Spaß und zählt Aufräumen eher zu den „nervigen Angelegenheiten“. Die es vor allem dann, wenn der Inhalt des Kinderzimmers schier unüberblickbar ist und das Ende nicht einmal vorstellbar.

Sabrina