Geburtsbericht 11.06.2011 Paul Foto Diese Woche habe ich für alle Schwangerschaftsmitfiebernden noch eine schöne Sache.
Nach längerem Hin und Her habe ich mich dazu entschlossen einen Geburtsbericht zu veröffentlichen, wenn der Kleine dann mal da ist (noch macht er ja so garrrrrrrrrr keine Anstalten). Natürlich sollte dann aber auch der Geburtsbericht vom 1. Kind nicht fehlen. Dies hole ich an heutiger Stelle nach.

Geburtsbericht meines 1. Kindes

Wir reißen also zurück in die Vergangenheit – um genau zu sein zum 10.06.2011, 09:00 Uhr. Genau an diesem Tag saß ich bei meiner Frauenärztin zur regelmäßigen Kontrolle, welche nun 2 tägig stattfand. Ich war bereits 5 Tage über dem errechneten Termin und litt an diesem doofen Pupp-Syndrom über das ich euch bereits berichtete. (Wer noch einmal nachlesen möchte, kann mal HIER KLICKEN). Ich sah wirklich fürchterlich aus und fühlte mich auch dementsprechend. Es juckte unheimlich, sodass ich nachts nicht einmal mehr in den Schlaf fand und die Tage verbrachten wir bis dato mit Quark auf die Haut schmieren und wieder abwischen, da es wirklich nichts gab was mir Linderung verschaffte und Quark wenigstens etwas kühlte.
Meine Frauenärztin fragte mich kurz nach meinem Befinden und daraufhin zeigte ich ihr meine Arme und den Bauch und sie war wirklich erschrocken, welches Ausmaß dieses Syndrom mittlerweile angenommen hatte. Sie bat mich zum Ultraschall, um sich ein Bild vom Kind im Bauch machen zu können und stellte fest, dass auch mein Fruchtwasser unter der Norm war. Kurz darauf solltes ich noch einmal Platz nehmen und dann schilderte sie mir, dass sie mich gerne ins Krankenhaus schicken würde. Das Fruchtwasser sei nun im grenzwertigen Bereich und sie äußerte Bedenken darüber, dass ich eventuell die Geburt nicht durchhalten könnte, wenn ich länger mit dem Ausschlag zu kämpfen hätte und sie auch nicht möchte, dass es noch schlimmere Züge annimmt. Man muss dazu sagen, dass meine Frauenärztin sehr für natürliche Geburten ist und ohne medizinischen Grund niemanden zur Einleitung drängen würde. So fragte sie mich also, wie ich dem Vorschlag gegenüber stünde ins Krankenhaus zu fahren und einleiten zu lassen.
Ich weiß noch wie mir mit diesen Worten so viele Gedanken und auch eine Menge Adrenalin durch den Körper schoss, dass ich erst einmal gar nichts richtig sagen konnte – klar konnte es jederzeit losgehen, aber das kam irgendwie doch so plötzlich für mich – ich wusste dennoch, dass dieser Ausschlag mich wirklich an den Rande des Wahnsinns trieb und ich es kaum mehr aushielt. Wir einigten uns also darauf, dass ich mit meinem Mann ins Krankenhaus fahre und sich dort ein Bild gemacht wird über mein Befinden und natürlich auch nochmals nach dem Kleinen im Bauch geschaut wird. Sie rief daraufhin persönlich noch im Krankenhaus an und klärte alles mit der Oberärztin der gynäkologischen Abteilung ab.
Gesagt getan: Wir holten also meinen Klinikkoffer zu Hause ab und gingen noch einmal einkaufen für die Geburt – das war irgendwie ein irres Gefühl, aber ich dachte mir, dass man so jetzt wenigstens nochmal eine schöne Bratwurst zusammen essen kann – die Letzte als „Nicht-Eltern“ und ich jetzt die Chance habe genau die Knabbersachen mit ins Krankenhaus zu nehmen, die ich gerne aß. Gestärkt trafen wir dann gegen 13 Uhr im Krankenhaus ein und ich wurde nach Anmeldung direkt von der Oberärztin untersucht. Diese schaute sich alles genau an und meinte, dass man bei mir nicht gleich zur harten Chemiekeule greifen muss, sondern es auch mit ein paar Tricks probieren könnte. Tricks hieß so viel wie Eipollösung, Muttermund um 1 cm weiten und ein homöopathischer Trunk.
Während ich auf den Trunk wartete, unterschrieb ich alle Papiere für die stationäre Aufnahme. Eines war nun klar: ohne Kind würde ich das Krankenhaus nicht mehr verlassen.
Inzwischen war es späterer Nachmittag und ich holte mir im Kreißsaal diesen Wundertrank ab. Ich weiß bis heute nicht, was da so genau alles drin war. Auf jeden Fall aber Rizinusöl sowie mehr als 10 Globulis und Aprikosensaft. Auch vermutete ich Sekt in der Brühe, jedenfalls dem Geschmack nach zu urteilen. Ich würgte mir das Glas zügig runter und dann begann das Warten. Warten, dass etwas passiert. Auf Station kümmerte sich eine Schwester um mich und meinte, dass ich in 3-4 Stunden merken würde, dass „es wirkt“ und man mich nun regelmäßig CTG-Kontrollen unterziehen würde bis der Kleine da ist. Und tatsächlich…
…nach 3 Stunden merkte ich ein ordentliches Magengrummeln und bekam Bauchkrämpfe. Man nahm mich daraufhin mit in den Kreißsaal, um die Wehenstärke zu kontrollieren. Leider war schnell klar, dass zwar Wehen da waren, aber es waren sogenannte „wilde Wehen“, die keine Regelmäßigkeit und keine ausreichende Stärke besaßen. Man muss dazu sagen, dass er bis zu diesem Moment immer noch nicht im Becken saß und ich auch keine Senkwehen hatte. Aus heutiger Sicht glaube ich, dass diese unregelmäßigen Wehen wirklich erst die Senkwehen waren. Nach einer Stunde Wehen schreiben, gab es also die Erkenntnis, dass sich nicht viel tut und keine Geburt in Aussicht stand – also wurde ich wieder auf Station geschickt.
Inzwischen war es spät geworden und man entschied sich dazu mich in Ruhe zu lassen und nun nicht auf Biegen und Brechen die Geburt herbeizuführen. Ich sollte also eine Nacht drüber schlafen und am folgenden Tag wollte man beratschlagen, welche Maßnahmen als nächstes Ergriffen werden. Dabei wurde auch die Worte Wehentropf und Einleitung laut. Ich weiß noch wie doof es mir war. Ich redete mit meinem Mann noch kurz und dieser verabschiedete sich und meinte, dass er morgen ganz früh da sei und ich ein bisschen schlafen soll. Als er weg war, legte ich mich deprimiert ins Bett und fing fast an zu heulen, weil ich auf keinen Fall eingeleitet werden wollte. Ich weiß noch sehr gut, dass ich gedanklich zu dem Zeitpunkt mit einer Geburt „nach Plan“ oder Geburt nach meiner Vorstellung langsam abgeschlossen hatte und einfach nur noch meine Ruhe wollte. Ja, ich fluchte sogar leise vor mich hin…
…und dann dachte ich plötzlich: Man, mit diesen doofen Unterleibsschmerzen kannst du doch niemals schlafen und wollte gerade klingeln und nach Schmerzmitteln fragen, doch dann geschah es: Es machte „plopp“ und die Fruchtblase war geplatzt (00:45 Uhr). Plötzlich ging mir ein Licht auf, die Schmerzen waren nun doch echte Wehen und an Schlafen war gar nicht mehr zu denken. Ich ging auf Toilette und zog mich um – warum weiß ich bis heute nicht, denn bei geplatzter Fruchtblase sollte man A liegen bleiben, besonders wenn das Kind nicht im Becken liegt und B ist Umziehen sinnlos 😀 Es war wohl einfach aus dem Schock heraus, denn mein ganzes Bett war nass und ich selbst natürlich auch.
Ich klingelte frisch umgezogen und schilderte, dass mir die Fruchtblase geplatzt sei. Sofort schickte man mich in den Kreißsaal und da ich eh schon aufgestanden war, durfte ich auch laufen. Den Weg nach oben machte ich mir noch Gedanken, wie dämlich die Situation doch ist: Man schließt mit dem Gedanken schöne Geburt ab, der Mann fährt nach Hause und 10 Minuten später platzt die Fruchtblase. Oben im Kreißsaal angekommen, überprüfte man nochmals die Lage des Kindes (wegen möglichem Nabelschnurvorfall) und schrieb erneut CTG. Endlich waren dort diese regelmäßigen, starken Wehen auf die wir gewartet hatten. Nur eines fehlte: der Papa. Die Hebamme wusste, dass wir schon seit 13 Uhr im Krankenhaus sitzen und ermutigte mich dazu den Papa erst anzurufen, wenn der Muttermund 3-4 Zentimeter offen sei, sodass er noch etwas schlafen konnte.

Die heiße Phase

Nach 3 Stunden Wehen im Kreißsaal rief ich meinen Mann an. Dieser war etwas überrascht und auch noch sehr verschlafen, aber meinte, dass er sich beeilen würde. Nach kurzer Zeit war er da und ich bemerkte, dass er etwas erschrocken war, mich so zu sehen. Schließlich hatte ich mittlerweile ordentliche Schmerzen. Es war eine Geburt wie im Lehrbuch. Jede Stunde öffnete sich der Muttermund um einen Zentimeter. Nun verging Stunde um Stunde und ich verlor jegliches Zeitgefühl. Einzig an den Geburten im Nebenraum merkte ich, dass es wohl etwas länger dauerte. Ich ließ mir von der Hebamme irgendwann ein Ctg anlegen, mit dem ich mich frei bewegen konnte, so dass ich nicht die ganze Zeit steif im Bett liegen musste unter den Schmerzen, denn im Liegen waren sie kaum noch auszuhalten. Ich versuchte zu laufen, doch das schmerzte sehr. „Am wohlsten“ fühlte ich mich schlussendlich im Sitzen auf dem Ball. Als der Muttermund auf 8 cm gedehnt war, durfte ich in die Geburtswanne steigen, um dort etwas entspannen zu können. Das war wirklich ein Traum und fühlte sich toll an, auch wenn die Wehen nun nochmals an Intensität zunahmen. Ich weiß noch, dass ich in der Wanne auch nicht mehr ruhig sein konnte und vor mich hin „schrie und schnaubte“. Auch wurde mir zunehmend schwummriger. Nach einiger Zeit in der Wanne animierte mich die Hebamme aus der Wanne auszusteigen, da die Geburt nicht mehr vorwärts ging und der Muttermund sich nicht voll öffnete. Also hieß es zurück zum großen Kreißsaalbett hangeln und ließ die Wehen kommen und gehen. Mittlerweile lag ich schon über 10 Stunden in den Wehen.

Gegen halb elf setzen die ersten Presswehen ein, doch es ging nur langsam vorwärts, sodass es gefühlte 30 Presswehen dauerte, bis endlich der Kopf geboren war – meine Kräfte reichten einfach nicht mehr aus und doch verweigerte ich Unterstützung durch Glocke oder Zange – ich hatte solche Angst davor. Sowie der Kopf nach mittlerweile über 12 h Wehen geboren war, rutschte mit nur einer Wehe später mein kleiner Sohn in die Welt und wurde mir somit 13:23 Uhr mit 3650 g, 51 cm und einem Kopfumfang von 34 cm präsentiert. Man muss an dieser Stelle vielleicht noch erwähnen, dass ich vor der Entbindung immer gesagt habe, dass ich nicht möchte, dass mein Mann etwas sieht und immer am Kopf stehen bleiben soll. Auch dachte ich immer, dass es mir peinlich wäre vor Schmerz zu schreien – doch während der Geburt war mir alles egal. Ich hatte jedes Zeitgefühl und auch jedes Mitdenken für „Rundherum“ verloren und machte einfach das, was mein Körper mir sagte und konzentrierte mich nur von einer Wehe auf die Nächste.

Geburtsbericht 11.06.2011 Paul Foto1

Die ersten Stunden zu Dritt.

 Unser Sohn wurde mir sofort auf den Bauch gelegt und es war ein wirklich irres Gefühlschaos, dass ich dort durchlebt habe. Das weiß ich heute noch so gut, als wäre es erst gestern gewesen. Er kam mir so groß vor – zu groß dafür, dass er in meinen Bauch gepasst haben könnte und doch fand ich ihn andererseits wieder so klein und hilflos. Die Vorstellung, dass in mir ein fertiges Baby war, faszinierte mich die ganze Zeit im Kreißsaal. Leider war es nicht so, dass ich mit allen „Sinnen die Situation erfassen konnte“, denn durch einen recht hohen Blutverlust spielte mein Kreislauf sehr verrückt. Ich lag schon 3 h auf dem Kreißsaalbett und fühlte mich, als sei es gerade 5 Minuten her. Auch hörte ich alle Stimmen doppelt und ich sah nur verschwommen. Er war ebenso sehr geschafft. Er schlief sofort auf mir ein – ohne Anlegen oder andere „Sperenzchen“. Nach den besagten 3 h ausruhen weckte man uns 3. Ich musste schmunzeln, als die Hebammen mir erzählten, dass mein Mann sofort im Sitzen einschlief, als man ihm gesagt hatte, dass der Kleine und ich wohlauf sind und alles bei voller Gesundheit. Ihm fiel da wohl auch die große Last ab und er konnte sofort abschalten 😀
Da wir natürlich nicht ewig den Kreißsaal blockieren konnten und mein Kreislauf nach wie vor nicht so dolle war, bat man mich langsam aufzustehen. Links stütze mich die Hebamme und rechts mein Mann. Tja und was soll ich sagen? So wie ich stand, sackten mir sofort die Beine weg und ich sah Sterne. Man schleifte mich ins Bad auf eine Liege, wo ich wohl nochmals 30 Minuten einschlief. Dann weckte man mich erneut und fragte mich, ob ich duschen möchte – ich denke, dass man damit den Kreislauf etwas in Schwung bringen wollte. Ich wurde also von Hebamme gestützt unter die Dusche „gezogen“ und mein Mann half mir beim Abwaschen. P. schlief in der Zeit immer noch seelenruhig im Kreißsaal. Frisch geduscht, holte man mir dann Kleidung und einen Rollstuhl – an laufen war nach wie vor nicht zu denken. Ich fühlte mich so benommen und alles verlief wie im Film an mir vorbei.
Tja und nun folgte der kleine Filmriss. Ich weiß nur noch, dass mein Mann mich ins Zimmer fuhr mit dem Rollstuhl und sich verabschiedete. Später wachte ich auf (ich weiß nicht mehr welche Tageszeit es war, aber ein Pfleger brachte auf jeden Fall Essen, dass ich ohnehin nicht anrührte) und mein Baby war nicht mehr neben mir. Ich fragte sofort, wo mein Baby ist und dann erzählte man mir, dass mich mein Mann ins Bett gehoben hatte und ich sofort wieder eingeschlafen sei. Auf seine Bitte hin hat man den Sohn ins Säuglingszimmer gestellt, sodass ich mich etwas erholen konnte. Ich muss zugeben, dass ich im ersten Moment wirklich erschrocken war, denn ich bin ja schließlich mit Baby eingeschlafen und wachte ohne Baby wieder auf. Der Pfleger war aber sehr nett und brachte mir mein Kind sofort ins Zimmer. Beruhigt schlief ich wieder ein und wachte erst den Tag darauf zur Visiten wieder auf. Mein Baby hat ebenfalls die ganze Zeit neben mir geschlafen bis zum nächsten Morgen.

Fazit

So verlief also unsere Geburt und die ersten Stunden danach. Im Nachhinein betrachtet, hatte ich eine wirklich schöne, aber natürlich auch schmerzhafte Geburt. Mir wurden leichte Schmerzmittel verabreicht, die meiner Meinung nach unter Wehen jedoch überhaupt nicht anschlugen (gefühlt). Am besten war die Zeit in der Wanne, denn dort konnte ich irgendwie die 3 Minuten Wehenpause zum Einschlafen nutzen. Für die anstehende Geburt würde ich mir nur wünschen, dass man mehr erklärt und erläutert, sodass man auch als Laie weiß, welche Möglichkeiten bestehen, was als Nächstes folgt usw. Die Geburt von unserem Sohn war aber im Nachhinein betrachtet ein recht ungünstiger Termin, denn es liefen 4 Geburten parallel ab – dementsprechend hektisch war es. Eine Hebamme musste sich also auf mehrere Mütter konzentrieren und sie konnte so natürlich nicht die ganze Zeit im Raum sein – als Erstgebärende hätte ich mir das sehr gewünscht, denn man steht teilweise echt hilflos da und stellt sich immer die gleichen Fragen, wie: „Was kommt jetzt?“, „Was muss ich machen?“, „Merke ich, wenn das Baby rauskommt?“ – logisch, dass alles ganz natürlich abläuft und die Hebammen eh nicht viel machen können – aber doch geben sie im Idealfall eben ganz viel Sicherheit und Zuspruch und das hat mir etwas gefehlt, vor allem als sich die Wehen so dahin zogen.