Die 5. Bloggerin Sandra von Leben zwischen Seifenblasen lässt uns tief in ihr Innerstes blicken:

„Ich habe noch nie einen Moment sehnlichster herbei gewünscht und mit mehr Angst erwartet als den Moment an dem ich dich in meinen Armen halte!“
 
So steht es in den Brief an meine Tochter. Ein Brief, den ich an ihrem 11. Lebenstag geschrieben habe und in dem ich die Geburt noch einmal Revue passieren lies und in Worten festhielt um auch in vielen vielen Jahren noch kleinste Details dieses aufregenden Tages nachempfinden zu können.
 
Doch auch wenn die Geburt immer ein großes Etappenziel nach 9 Monaten Schwangerschaft ist, so ist sie doch eigentlich „nur“ der Startschuss für ein viel größeres und längeres Abenteuer und sie läutet viele viele emotionale Berg- und Talfahrten als Mama, als Eltern und als Frau ein…
Vom ersten Tag an…


Die ersten Tage mit Baby Theo Blogbeitrag


 
Und weil auch bei mir die Vorstellung einer Hollywoodreifen Mutter-Kind-Begegnung nicht der Realität entsprachen, möchte ich meinen Teil zum Gastbloggen bei Mamahoch2 beisteuern und der lieben Sabrina, Ralf, Pauli und natürlich dem kleinen Minimann Theo auf diesem Weg noch einmal tausend Glückwünsche schicken :*
Herzlich Willkommen!
 
Die Geburt verlief toll- so gut eben eine Geburt laufen kann.
Meine Hebamme war bis zum Schluss an meiner Seite, es gab keine Komplikationen und auch Schmerzmittel habe ich nicht gebraucht, die Maus kam wie erhofft in der Wanne zur Welt und der Liebste war von Anfang an bei mir.
Doch schon im Moment, als ich das kleine Wesen in meinen Arm gelegt bekam, überkam mich ein Gefühl der Überforderung.
Irgendwie konnte und wollte ich mich jetzt gerade nicht damit befassen- ich war fix und alle. Nicht ganz bei Sinnen und mit zittrigen Beinen kletterte ich aus der Wanne und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich hatte die Geburt überlebt und das reichte mir eigentlich an diesem Tag mit frohen Ereignissen… Ich wollte nur noch meine Ruhe und schlafen, schlafen, schlafen.
Gleichzeitig überkam mich aber auch sofort bei diesem Gefühl ein Gefühl von tiefer Schuld.
Mir wurde dann also dieses kleine Würmchen in den Arm gelegt und ich wusste nichts so wirklich damit anzufangen… das pure Mutterglück war in diesem Moment weit weg.
 
Ich war sehr froh in unserem Krankenhaus ein Team aus engelsgleichen Schwestern um mich zu haben, die ohne Druck immer wieder kamen und für jede Frage ein offenes Ohr hatten.
Dennoch waren sie nicht rund um die Ohr um mein Bett und dieses eigenartige Gefühl nichts richtig allein hinzubekommen übermannte mich in den Tagen im Krankenhaus mehrfach. So gern ich es getan hätte, irgend etwas blockierte mich aber genau diese Gefühle gegenüber den Schwestern oder meiner Hebamme zu äußern.
Mein Kind genießen konnte ich aber immer dann wenn der Liebste an meiner Seite war.
Er schmiss auf Arbeit alles hin und reichte noch 2 extra Tage Urlaub ein, als ich ihn weinend anrief und flehte zu kommen.
Es war mir einfach alles zu viel.
 
Die Schwestern wollten Lotti mit mir baden, der Arzt wollte die Maus im Behandlungszimmer untersuchen, die Physiotherapeutin Rückbildungsübungen machen, die Fotografin das Babyshooting abhalten, Lotti wollte gestillt werden…ich war froh als ich endlich mal im Badezimmer eine halbe Stunde Ruhe hatte und als ich rauskam war mein Frühstück plötzlich schon weggeräumt obwohl ich es vor lauter Übungen und Untersuchungen noch nicht mal angerührt hatte – alles Kleinigkeiten, die mich in Tränen ausbrechen liesen.
Täglich Besucher, die immer und immer wieder hören wollten „wie es denn so ist“… Selbst 5 Minuten kamen mir dabei wie eine Ewigkeit vor und ich hatte ständig diesen Erwartungsdruck auf meine Schultern gepackt.
„Wollen denn nicht alle sehen wie ich mich liebevoll um mein Baby kümmere?“…. “ Muss ich denn jetzt nicht irgendwas machen mit der Kleinen?“….. „Darf ich in meinen Erzählungen für die Familie überhaut negative Aspekte wie Angst, Schmerz, Überforderung aussprechen? Halten sie mich dann für Unfähig?“….. „Bin ich unfähig mich um mein Kind zu kümmern?“
Jaaaaaaaha….für andere klingen diese Fragen tatsächlich lächerlich- für mich waren die die Gedankenfüllung in ruhigen Minuten!
Was hatte ich für eine Angst vor den ersten Tagen zu Hause….
Zwar wurde es schon im Krankenhaus von Tag zu Tag besser und langsam machte sich das Bewusstsein „Ich bin Mama“ in meinem Kopf breit, aber dennoch wusste ich, dass der beruhigende Aspekt Ärzte, Schwestern und Hebammen in nächster Nähe zu haben nun wegfallen würde.
Die ersten Tage mit Baby Theo Blogbeitrag1
Unter Tränen traten wir den Heimweg an.
Ich wäre am liebsten im Krankenhaus eingezogen.
Zu Hause wusste ich irgendwie auch nicht so recht was mich erwarten würde die nächsten Tage.
Selbst wenn die Maus schlief übermannte mich des öfteren ein Gefühl der Hilflosigkeit und Unfähigkeit.
Übermüdung tat ihr Übriges in den ersten Tagen.
Ein Wechselbad der Gefühle zerrte an meinen Nerven.
Im einen Moment strotzte ich vor Selbstsicherheit und Stolz über dieses kleine Wesen und meine Leistung bei der Geburt- im nächsten Moment brachten mich mein weinendes Kind und der gereizte übermüdete Mann an meiner Seite an den Rand des Wahnsinns.
Ich weiß gar nicht mehr genau wie wir die Tage verbrachten.
Wir sind mit Sack und Pack ins Wohnzimmer gezogen und haben uns vom normalen Tag-Nacht-Rhytmus verabschiedet.
Wir aßen nachts um 12 zu Abend und fühlten uns nach 2 Stunden Schlaf am Stück wie neu geboren.
 
Es war hart….
Und doch denke ich so unglaublich gern an diese Zeit zurück.
Wir haben es geschafft….
Wir haben dieses ungewohnte Chaos gemeinsam durchgestanden.
Wir haben unserem Kind gegeben was es gebraucht hat, haben unsere Bedürfnisse (bis heute) hinten angestellt.
Haben oft gedacht wir halten das nicht durch und doch nie die Flinte ins Korn geworfen.
Und zwischen all den Anstrengungen haben wir unsere süße kleine Maus soooo genossen.
Wir haben sie bestaunt, gerochen, gefühlt, gekuschelt, getragen, geschaukelt, gestreichelt, gestillt, beschützt und geliebt- bis heute und für immer.
 
Ich denke ohne diese anfänglichen Hürden wären wir nicht jetzt, nach 11 Monaten, diese Eltern die wir sind.
Wir sind stolz auf uns.
Würden alles genauso wieder machen.
Sind reifer und gleichzeitig viel lockerer und gelassener geworden.
Stören uns nicht an Krümeln auf dem Boden, kleinen Patschhandabdrücken auf Fensterscheiben.
Ein Kind in dieser Welt aufzuziehen heißt eben neben 1000 Glücksmomenten auch 1000 graue Haare, 1000 strapazierte Nerven und 1000 schlaflose Nächte- aber es lohnt sich- schon für ein einziges Lächeln!
 
Ganz liebe Grüße und vielen Dank an Sabrina und Bianca für die Möglichkeit auf diesen Gastbeitrag! „