Ich stille mein Kind nun gut 5 Monate voll. Jeder Mutter, die selbst (gerne) gestillt hat, weiß welche positiven Aspekte das Stillen mit sich bringt:

Man hat immer die passende Milch in richtiger Temperatur parat. 

Man spart sich das Fläschchen aufwärmen.

Stillen ist gesund!

Stillen wirkt sich nachweislich positiv auf die Entwicklung aus.

Stillen gibt unseren Kindern Nestschutz.

und noch viel viel mehr…

ABER

Jede Mutter, die stillt weiß auch, dass Stillen zu einem Gesellschaftsproblem geworden ist – und damit meine ich nicht, dass immer weniger Frauen stillen (das ist in der Tat nämlich sogar gegenteilig), sondern vielmehr, dass man sich für das Stillen nahezu verstecken muss.

Zugegeben beim ersten Kind fühlte ich mich unwohl, wenn ich „vor“ Fremden stillte. Deshalb suchte ich mir oft ein stilles Eckchen oder eine der wenigen Stillräumlichkeiten auf. Warum ich mich unwohl fühlte, weiß ich heute genauso gut wie damals:

Man wird schief angeguckt.

Es wird getuschelt.

Es wird sich aufällig darüber unterhalten.

Es wird mit dem Finger drauf gezeigt.

Leute schauen angestrengt weg oder glotzen permanent.

Sie erröten sogar…

und im schlimmsten Falle wird man gebeten, woanders zu stillen oder des Platzes verwiesen.

 

Hier handelt es sich übrigens nicht um die Ausnahmesituation. Das ist in unserem Land alltägliches „Benehmen“. Stillen ist viel viel weniger ein Problem der Mütter, sondern wesentlich deutlicher ein Problem der Gesellschaft, welche es wiederum auf die Mütter umwälzt.

Bild Stillen nicht erwünscht

Als der Kleine auf die Welt kam, habe ich mir irgendwann gesagt, dass ich mich nicht mehr für eine ganz natürliche Sache verstecken werde und stille nun dort, wo es eben gerade sein muss. Nach wie vor achte ich aber darauf, dass ich nicht andere damit bedränge, sprich: ich ziehe mich trotzdem in Ecken zurück, lege ein Stilltuch über meine Schulter und Baby oder suche entsprechende Räumlichkeiten auf. Wo wir auch schon wieder beim nächsten Punkt wären. Stillräume gehören nämlich hier in der Gegend zu wahren Raritäten und da frage ich mich häufig: „Einerseits ist das Stillen in der Öffentlichkeit unerwünscht und Leute fühlen sich dadurch sogar belästigt und auf der anderen Seite werden Müttern nicht einmal Rückzugsorte in ausreichender Zahl geboten.“ Also läuft da doch irgendetwas falsch, oder?

Als ich neulich im Kreise von Mamis saß und das Thema Stillen aufkam, wurde mir es auch wieder bewusst. „Also ich könnte ja nicht so stillen wie du – ich würde da den Raum wechseln“. „Deshalb ist Flasche geben irgendwie doch bequemer.“ „Man hat das Gefühl, dass man plötzlich ein Alien ist oder einem etwas auf dem Kopf steht – alle gaffen“, „Ich stille nicht einmal vor meiner Familie, weil ich mich schäme…“. Ja so und so ähnlich waren die Äußerungen zum Thema Stillen in der „Öffentlichkeit“. Und irgendwie ist es doch ein wenig beschämend, wenn Mütter das Gefühl bekommen sich für die Ernährung und Liebe (denn das ist es in der Tat – nicht mehr und nicht weniger) des Kindes schämen zu müssen.

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Ich weiß heute eines: Sollen sie doch gaffen! Ich mache etwas ganz natürliches für mein Baby…

Wie geht ihr mit dem Thema Stillen um? Ist es euch auch aufgefallen, dass es in unserem Land irgendwie „unangebracht“ ist, in der Öffentlichkeit zu stillen.