Jetzt  ist mein 2. Sohn schon ein Jahr alt, entwächst dem Babyalter, wird groß und ist ein kleiner Lausebengel durch und durch. Wie soll es auch sein, hin und wieder erinnert man sich an die Tage ohne Kinder zurück. Damals, als man(n und Frau) sich dazu entschied ein Baby zu bekommen.

Es hat sich richtig angefühlt, man war „bereit“ (Wieso sollte man es auch nicht sein, man weiß ja nicht „was“ da alles kommt) und setzte mutig die Pille im Einvernehmen ab. Im stillen träumte ich schon von der Schwangerschaft, vom kleinen Mädchen mit Kleidchen, ihre ersten Zöpfchen, langen Haaren, Barbies, Puppen, rosa Sachen….

…Stolz war man auf den positiven Schwangerschaftstest, auf die ersten Schwangerschaftsanzeichen und fieberte dem Frauenarzttermin entgegen. Schließlich konnte man es ja kaum glauben, ein Baby wächst da im eigenen Körper. Die Wochen vergingen und der Bauch wuchs, wurde sichtbar, das Baby spürbar. Freudig hielt ich mir die Hand darauf und freute mich über mein Mädchen. Ich dachte mir Mädchennamen aus und es fiel mir so schwer – Jungsnamen hatte ich direkt parat, eigentlich schon vor der Schwangerschaft: P. wird es werden. Aber ein Mädchen? Marie, Martha, Melina oder doch lieber Luise? Außerdem gab es da ja noch Namen wie Lisa, Anna, Anneliese, Annelie, Elisa.. hach ja, entscheiden ist so schwer und es muss ja auch zu ihr passen.

In der 20. Schwangerschaftwoche änderte sich für mich alles schlagartig: Mein Mädchen entweichte mir, wurde mir von Frauenarzt und ihrer Funkmaus und dem Mauszeiger genommen. Dieser zeigte auf etwas zwischen Elisas Beinen – ihren Pipimatz. Ich setzte ein nettes Lächeln auf, nickte und sah mir das Beweisfoto kurz nochmal an, bevor ich es hastig verstaute. Erhobenen Hauptes verlies ich die Praxis, innerlich hätte ich schreien können.

37. ssw

Aber wieso?

Wieso wird man schwanger oder ist es noch gar nicht und hat im Kopf sein „Kind“ schon fertig ausgemalt? Man stellt sich das Aussehen vor, das Geschlecht und den Charakter, obwohl man weiß, dass die Wahrscheinlichkeit diesen zu treffen ziemlich gegen 0 gehen. Ich für meinen Teil glaubte bei P.s Schwangerschaft, dass er eine Elisa wird – bis zum besagten Outing. Ich malte mir die Zukunft aus und eigentlich hatte ich es die ganze Zeit im Gefühl, dass Elisa einen Pipimatz haben könnte. Ich dachte mir immer „Im Endeffekt ist es egal was es wird.“ Doch innerlich war es mir nicht egal. Ich wünschte mir ein Mädchen, eine Püppi, eine Prinzessin. Ich wollte rosa Kleidung kaufen und keine blauen Höschen. Ich wollte das Zimmer mädchenhaft gestalten und nicht für einen Jungen. Ich dachte oft daran, wie es wäre ein Mädchen zu bekommen, bis zu dem Tag als ich ihn im Arm hielt und ihn sah und wusste, dass er kein bisschen Elisa ist und nie eine Elisa sein würde.

Mit der zweiten Schwangerschaft wusste ich in der 13. Woche schon, dass es wieder in Richtung Junge läuft – der Verlauf war einfach so ähnlich und mein Gefühl bestätigte sich auch schon in ein paar Wochen darauf. Der Kleine ist kein bisschen weniger Junge wie sein Bruder und obwohl ich gerne ein Mädchen gehabt hätte, könnte ich es mir nie vorstellen andere Kinder zu haben. Im Gegenteil – bei der 2. Schwangerschaft war es mir sogar noch gleichgültiger, denn ich wusste, dass ich „Elisa“ nicht vermissen würde.

Ich wüsste nicht mal, wie man sie richtig wickelt und wäscht oder wie man einen Fischgrätenzopf macht. Überhaupt, ist die Kleidungsangelegenheit bei Jungs so herrlich einfach – es interessiert sie nur geringfügig, was sie da tragen. Dein Kind ist dein Kind – und egal welches Geschlecht es hat, wie es aussieht oder was es für einen Charakter hat, du wirst es genauso lieben, wie es ist.

Sollte ich eines Tages doch noch Elisa bekommen so möge sie es mir verzeihen: Hätte ich gewusst, wie derbe cool Jungs wirklich sind und, dass Mama für sie die beste Feuerwehreinsatzkommandoleitung ist, die Baustelle perfekt überwachen kann und gefeiert wird, weil sie sich nicht scheut mit dem Playmobil-Trekker über ein Playmobilgartenzaun zu fahren und dabei Dreifachsalto spielt, dann hätte ich mir für Elisa gleich den Pipimatz gewünscht.

Sabrina