Ach ja, heute folgt so ein richtiges Auskotzthema. Sorry, wenn unsere Wortwahl nicht der Vorstellung aller entsprechen wird – Wir entschuldigen uns gerne vorab dafür schon, denn wir wissen das dieser Post Emotionalitäten mitschwingen lassen wird.

Nicht selten (auch leider auf unserer Seite oder in unserer Community) lesen wir es: „Also was du machst, finde ich ja total daneben“. Würde dieser Kommentar so stehen bleiben, wäre es eine Meinung und vollkommen okay, aber was dann oft folgt, bringt uns oft zum würgen: „Mein Kind war ja schon mit einem Jahr trocken, ist dann in den Kindergarten, es ist totaaaaaaaaaaaaaal selbständig – total!!!!!!!!!“

buchhaltungJa, nee ist klar: Das Kind ist wahrscheinlich auch mit 3 schon dabei 5 Sprachen zu lernen, belegt erste Kunstkurse und hat den ersten Preis im Rückwärtsbuchstabieren. Ganz zu schweigen von der Gabe sein Essen selbst zu zubereiten und überhaupt, wer bringt sein Kind schon selbst zur Kita oder trägt es gar auf dem Rücken? Der Balg soll mit 3 gefälligst alleine den Weg finden.

Was wir uns dabei aber immer eigentlich zutiefst fragen:

Warum müssen Mütter in der Anonymität des Internets mit ihren Kindern angeben und dann noch mit solchen Oberflächlichkeiten?

Die einzige logische Erklärung: Eigenes Ego aufwerten alá „Schaut her, wie toll ich bin und was mein Kind alles kann ihr Versager“.

Sollen wir ehrlich sein? Bei solchen Sätzen, wie „Mein Kind war schon mit eins trocken, ist total selbständig mit 2 und kennt Knigge aus dem FF“, denken wir oft darüber nach, wie es bei solchen Leuten zu Hause sein muss? Dürfen dort die Kinder auch richtige Kinder sein. Mal Butter bei die Fische: Welche Mutter, die ihr Kind innigst liebt, hat es nötig andauernd mit diesem Kind anzugeben und aufzuzeigen, wie perfekt es ist? Eine Mutter sollte ihr Kind lieben, mit allen Fehlern und eigentlich machen doch gerade diese es so vollkommen!

Wir finden es falsch an sein Kind die Anforderung zu stellen mit einem Jahr trocken zu sein und wir finden es am Ziel vorbei geschossen, diesen Aspekt als besonders lobenswert hinzustellen. Trocken werden alle Kinder irgendwann und es ist völlig egal, ob das mit 1 oder 3 passiert. Das hat doch nicht mit einer besonders super Leistung zu tun, sondern mit geistiger Reife und einem Entwicklungsschritt. Das Gleiche ist es mit dem Laufen. Soll Sabrina sich jetzt hinstellen und über alle Herziehen, weil der Kleine vor dem ersten Geburtstag laufen konnte? Ist sie somit dann besser oder wie? Das hat er ganz alleine gemacht OHNE das Zutun einer Mutter. Der Große war dafür langsam, aber was interessiert es? Klar kann man drauf stolz sein, man kann es aber einfach als einen Schritt im Leben sehen und nicht als Bewertungsmaßstab einer Mutter!

Wir finden es genauso daneben zu sagen, dass Tragen totaler Quatsch sei oder überflüssig und dass Tragemütter sich nicht mit den Kindern beschäftigen, weil sie lieber umschnallen. Wer bin ich denn, damit ich mir darüber ein Urteil erlauben kann?  Genauso sinnfrei ist es zu sagen, dass Kinderwagenmütter eine weniger stabile Bindung haben. Ach ja und Mütter, die nicht gestillt haben, sind ja eh Versager in ganzer Linie. Ihnen sollte man gleich das Kind entziehen. Genauso auch den Müttern, die nach dem 1. Geburtstag immer noch die Brust rausholen… (alles schon gelesen)

….Ja, jetzt kommt wieder die Anonymität des Internets ins Spiel.

Liebe Mütter, die ihr bereits in den Mütterkrieg gezogen seid und es euch zur Aufgabe gemacht habt, euch selbst als besonders toll darzustellen und anderen Müttern das Gefühl zu geben „schlechter“ zu sein. Legt endlich eure virtuellen Waffen nieder (auf Deutsch: Haltet einfach den Mund) und fangt an euren Kopf nicht nur zum Haare tragen zu verwenden! Die Frauen, die ihr dort anbellt, könnten schon morgen eure Chefin sein, sie könnten eure beste Freundin oder vlt. sogar euch im wichtigen Moment nützlich werden.

Würdet ihr mit Müttern auf der Straße so reden? „Hallo, warum tragen Sie Ihr Kind, können Sie nicht mit dem Kind kuscheln, wenn es liebe braucht?“ Würdet ihr auf einen verdutzten Blick hin dann weiter machen „Also mein Kind, der kleine Oskar war ja mit 2 schon soooooooo selbständig und überhaupt mit einem Jahr trocken und ist sofort in die Kita gegangen Sie Niete!“ Wir sind uns sicher KEINER würde das machen – in diesem Sinne ein HOCH auf die Anonymität des Internets und ein Wink mit dem ganzen Zaun endlich mal das Gehirn einzuschalten!

Diese Maßstäbe sind total irreal und übertrieben. Es gibt Frauen, Erstgebärende, die den ganzen Müll glauben und sich tatsächlich versuchen an diesen ganzen Quatsch zu halten. Und genau damit kommt die Überforderung, der Druck und am Ende eine Depression. Diese Frauen versuchen nämlich diesem ja kranken Bild zu entsprechen. Dabei kann das niemals nie der Maßstab sein. Denn den Vergleich, sofern dieser überhaupt nur bisschen möglich ist, bestimmt das Kind. Und zwar jedes Kind allein, einzeln für sich! Auch Geschwisterkinder können und dürfen unterschiedlich sein und sollen um Himmelswillen nicht miteinander verglichen werden.

Es ist einfach nur eine Schande, was dieser ganze sinnfreie Mütterkrieg macht! Er bringt nichts Positives mit sich, sondern schadet allen Beteiligten und zwar auf ganzer Linie!

Also denkt doch demnächst einfach noch einmal über eure Wortwahl nach oder scrollt einfach beim nächsten Stillbild weiter.

Auf das die Kinder einfach nur Kinder sein dürfen! Die Welt ist schon turbulent genug. Lasst sie ihre Kindheit genießen. Die Zeit bleibt sowieso nicht stehen! Erwachsen werden wir alle – irgendwann!

Viele Grüße Sabrina und Bianca