Wir schreiben Mai 2015 und stehen somit kurz vorm 4. Geburtstag unseres großen Sprösslings. 4 wundervolle Jahre und doch scheint das Kerlchen in den letzten Tagen wie ausgewechselt.

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Früher stand ich oft mit erhobenen Hauptes da und meinte „Also, wenn mein Kind eines Tages sich hinwirft, dann würde ich nicht so gleichgültig wie die da drüben reagieren!“. Ich habe auch gesagt: „Also, wenn mein Kind zu MIR sagen würde, dass ich blöd bin, aber daaaaaaa…“ und ich habe auch gesagt: „Also, ich würde mir doch von meinem Kind nicht auf der Nase rumtanzen lassen, die spinnen wohl!“

Tja und heute sitze ich hier und darf verkünden:

1. Er hat mir gesagt, dass ich eine blöde Mama bin, auch aufräumen ist blöd und Papa und der Regen – eigentlich auch sein Bruder und der Kater – ach und so richtig blöd sind wir, wenn es nicht nach seinem Willen geht.

2. 20 cm haben gefehlt und die Sandkastenschaufel hätte mich am Kopf getroffen – natürlich war es nicht auf mich abgezielt und ich habe einen heldenhaften Sprung zur Seite gemacht, aber er meinte, dass die Schaufel eben blöd sei. Mama muss das natürlich verstehen: „Blöde Sachen wirft man, Mama!“ Ah ja, ist klar – ob er eines Tages Mama wirft, weil sie mal wieder blöd ist?

3. Er will etwas – und bekommt es nicht, okayyyyyyyyy dann schmeißen wir uns emotionsgeladen auf den Boden und brüllen so laut, dass jeder auch genau hinschauen kann.

4. Er ist oftmals nicht mehr mein Freund, also so richtig! „Mama, du bist nicht mehr mein Freund, weil du mich nicht Feuerwehrmann Sam jetzt gucken lässt – nie wieder!“ Mama nimmt diese Drohung natürlich ernst, freut sich aber immer sehr darüber, dass er schnell „Freund und Feind“ vergisst.

5. Er sagt Dinge wie: „Mama, wenn du jetzt nicht sofort in mein Zimmer kommst, dann gehst du heute eher ins Bett!“

6. Wenn das Kindlein mitkommen soll, darauf aber sooooooooooo gar keine Lust hat, gibt es ein lautes „Au Mama, du tust mir weh“ – Der nette Effekt – ich muss ihn dabei nicht einmal berühren.

7. Diesen Punkt könnte man unter „krach, bummmm, pängggggggg, wuäääääääääääääh“ zusammenfassen.

erziehung trotzkopf

Ja, ich habe gesagt, dass ich absolut kein Verständnis für Eltern habe, deren Kinder sich so benehmen – die Wahrheit ist aber, dass ich die Realität gar nicht kannte. Logisch, ich dulde es heute auch nicht, dass er bestimmte Sachen sagt oder tut – doch nun weiß ich, wie Kinder in dem Alter sein können – kleine, außerirdische, freche Lümmel. Das soll auch gar nicht böse klingen, aber ich glaube, dass man die beste Erziehung an den Tag legen kann und doch wird man irgendwann in diese Phase hinein rutschen – ohne es überhaupt zu bemerken.

Ich kann noch nicht einmal eine Patentlösung sagen – ich höre da einfach auf mein Gefühl und das sagt mir, dass mein Weg der ist, ihm sein Fehlverhalten zu erklären und anschließend meine Konsequenz (die schlussendlich auch für ihn eine Konsequenz darstellt) daraus zu ziehen. Natürlich lasse ich mich von einem 4 Jährigen nicht an der Nase herumführen und doch merke ich, dass ich vollkommen anders reagiere, als ich es früher für möglich gehalten hätte. Es ist sogar so, dass ich bestimmte Verhaltensweisen sogar ignoriere.

Er: „Mama, wenn du jetzt nicht mir ein Eis gibst, dann bin ich nicht mehr dein Freund“

– Stille –

Er: Mamaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, ich wiihhiiiiiiiill ein Eis!“

– Stille –

Er schmeißt sich auf den Marktplatz und kickt einen Stein mit dem Fuß weg.

Er: „Maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaammmmmmmmmmmmmmmmaaaaaaaaaa“

– Stille –

Er: „Blöde Mama!“

– Stille –

Er: „Mama?“

Ich: „Ja?“

Er: „Ich will ein Eis!“

Ich: „Du möchtest bitte…“

Er: “ Ich möchte bitte ein Eis“

In der Zwischenzeit sehe ich tuschelnde Damen an uns vorbeigehen und sagen:

„Also, wenn mein Kind sich auf den Marktplatz wirft, dann würde ich nicht so gleichgültig wie die da drüben reagieren!“. Sie sagen auch: „Also, wenn mein Kind zu MIR sagen würde, dass ich blöd bin, aber daaaaaaa…“ und  „Also, ich würde mir doch von meinem Kind nicht auf der Nase rumtanzen lassen, die spinnt wohl!“

Das Ende der Geschicht: Mach es besser oder eben nicht!

Kurzum gesagt: Wir haben es hier mit einer ganz normalen, sehr anstrengenden, äußerst ausgeprägten Phase eines Kindes zu tun, die ganz sicher (toi, toi, toi) auch vorüber gehen wird und so lange sollte man einfach versuchen einen kühlen Kopf zu bewahren  (leichter gesagt, als getan). Im Zweifelsfalle ist es förderlich bei Träumerei oder Anfällen seines Kindes Schlagworte, wie z. B. „Wooooooooooooooooooooow Feuerwehr!“ oder „boahhhhhhhhhhh Flugzeug“ einzubauen (je nach Vorliebe angepasst).

Spaß bei Seite: Es ist wirklich total, verdammt anstrengend und ich komme mir manchmal vor wie die automatische telefonische Uhrzeitansage.

 

<3 Sabrina