Du liest wahrscheinlich den Beitrag und denkst dir: Jetzt ist es passiert, Mamahoch2 ist total durch.Natürlich haben wir den Titel bewusst widersprüchig gewählt, oder auch nicht. Wenn dein Kind tatsächlich kein Obst und Gemüse mag, kann man dir nämlich wirklich gratulieren. Herzlichen Glückwunsch – du bist nicht alleine. Besser macht es die Situation natürlich nicht, aber erträglicher.

Es fällt uns als Mütter nämlich immer super einfach auf die Kacke zu hauen: „Also bei meinem Jonny – ja da gibts ja 5x täglich Obst und oben drauf dann noch die Magnesiumtabletten.“ oder „Na bei Klara, da ist ja alles total bio…soweit das Auge sehen kann“ oder „Schokolade? Wie, DU gibst deinen Kindern Schokolade? Willst du sie vergiften und schon jetzt deren Zukunft verbauen?“. Was uns Müttern aber nicht so leicht fällt, ist ehrlich sein. Ehrlich zu sich selbst und ehrlich zu anderen.

Ich weiß, dass ich mit Kindern viel mehr auf Ernährung achte als zuvor – ach was: Ich achte seitdem ich Kinder habe überhaupt erst auf Ernährung. Dennoch ist gesunde Ernährung für mich keine Selbstverständlichkeit. Zugegeben wurde mir das auch nicht in die Wiege gelegt und ich habe das Glück, dass ich auf meine Ernährung bisher nie besonders achten musste. Von der Schule her weiß man natürlich, dass Obst und Gemüse gut sind und Chips eine wahre Sünde darstellen. Nur weil man etwas weiß, heißt es aber nicht, dass es im Kopf klick macht und man die lieb gewonnenen Snacks beiseite legt.

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Es machte Klick als mir der Spiegel vorgehalten wurde

Kinder sind in der Hinsicht ja toll. Sie imitieren die Lebensweise der Eltern und schauen sich so vieles ab. Genauso war es mit meinen Essgewohnheiten. Es gab bei uns auch abends häufig deftiges, oft mit Sahne, Obst und Gemüse wurden zwar angeboten, aber auch nicht regelmäßig und die Fertiglasagnen oder Auflaufmischungen waren der Knüller, wenn es um leckeres Essen ging.

Irgendwann fiel mir dann auf, dass der Große (damals war er noch der Kleine) genau die gleichen Lebensmittel gerne isst, wie ich. Er mochte kein Obst (außer Apfel), er wollte kein Gemüse und wenn man ihn fragte, was er gerne essen wollte, so antwortete er „Nudeln“. Täglich verlangte er seinen Kakao und dazu gab es nicht selten ein schönes Stückchen Kuchen. Es dauerte also nicht lange, bis das schlechte Gewissen an mir nagte und ich wusste, dass sich etwas ändern muss. Das Leben des Kindes kann ja nicht nur aus einer Ansammlung ungesunder oder gerade so noch akzeptabler Lebensmittel bestehen.

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Ein Schritt zurück ist schwieriger als 2 Schritte vor

Das Dumme war mir schnell bewusst: Eine anerzogene Ernährungweise wieder umzuerziehen, ist gar nicht so einfach. Zumindest nicht so einfach, wie sie anzuerziehen. Ich musste mir also etwas einfallen lassen bzw. mir einiger Sachen bewusst werden.

  • Wenn das Kind gesünder essen soll, dann sollte man zuerst an sich selbst arbeiten – alles andere wird unglaubwürdig.
  • Obst und Gemüse muss man interessant machen,
  • Man darf bloß nicht zu viel erwarten.
  • Zwingen bringt nichts.
  • Probieren geht über studieren.

Möhren

Der Wendepunkt

Ich stellte also zuerst meine eigene Ernährung um. Ich achtete darauf, dass ich viel selber kochte. Ich reduzierte Süßspeisen, ging frisches Obst kaufen, kaufte viel Geflügel, ich probierte neue Rezepte aus und führte Fisch und neue Gemüse- bzw. Obstsorten ein. Ich gab mir richtig Mühe und der Große hatte nichts anderes dazu zu sagen außer „Das esse ich nicht!“. Ich versuchte es ihm schön zu reden. Ich kaufte tolle bunte Teller. Ich versuchte es mit Bestechung. Ich strich sogar den Kakao für den Versuch ihn zum Essen zu bewegen, doch er hatte nur ein „Nein, ich esse das nicht. „, für mich übrig. Irgendwann war mir klar, dass all das Gerede alles noch schlimmer machte. Ich setze ihn damit wahrscheinlich sogar ein bisschen unter Druck. Logisch, ich kann mich noch gut an meine Oma erinnern, die mir mit dem Teller förmlich hinterher lief und immer wieder meinte „Willst du wirklich nichts essen?“. „Nein, ich esse das nicht“, das war meine Antwort.

Als ich anfing den Großen beim Kochen einzubinden, mit ihm bunte Obstteller zu basteln und ihm selber Obst- und Gemüse, inkl. der eigenen Zubereitung vorlebte – ja, als wir sogar das Banenenbrot zusammen backten – wurde mir plötzlich klar, dass etwas ganz automatisch zu Selbstverständlichkeit geworden ist, was ich lange versucht habe einzuführen.

In diesem Sinne möchte ich allen Mamas raten: Setzt die Kinder nicht unter Druck, wenn sie etwas nicht essen oder auch mal gar nicht essen. Ändert selbst eure Einstellung zur Ernährung – nur dann wird es sich auch bei euren Kindern ändern und ich sehe es immer wieder: Menschen, die von klein auf gelernt haben ausgewogen zu essen, finden es später wesentlich selbstverständlicher als beispielsweise ich 😉 Und trotzdem sollte man (so meine Meinung) die ganze Thematik auch nicht zu verbissen sehen. Es sind Kinder und ihnen die Schokolade einzuteilen ist die eine Sache, aber sie völlig zu verwehren ist die Andere.

Wie sieht eure Ernährung aus? Wurdet euch eine ausgewogene Ernährung anerzogen?

 

Sabrina