Eine interessante Themenwoche „gesundes Essen für Kinder“ neigt sich nun dem Ende zu.Wir haben eine Menge tolle Fotos erhalten und viele tolle Gastbeiträge zum Thema gesammelt. Es sind sogar so viele, dass wir euch in der nächsten Zeit sporadisch weiterhin mit gesunder Ernährung belasten werden. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei REWE beste Wahl bedanken, die uns überhaupt erst zu dieser Idee animiert haben und natürlich die Mega tollen Gewinne bereit gestellt haben.

Ach ja, Gewinne – da war ja was? Wer nun sein Foto hier im Beitrag entdeckt, darf sich als glücklicher Gewinner freuen und uns flink eine Mail mit Adresse an info@mamahoch2.de senden 😉

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Zum Schluss kommen die vom Fach

Als kleines Extra haben wir uns speziell zum Abschluss Anja ins Boot geholt. Anja ist Diplom Ernährungswissenschaftlerin und durfte unsere Flut an Fragen beantworten. Neben vielen informationsreichen Details wird hier auch der Mikrowellenmythos endlich aus der Welt geschafft, aber lest doch einfach selbst 😉

  1. Es gibt tausende Ratschläge, wie man sich richtig ernähren sollte. Aus der Schulzeit schwebt uns noch das Bild der Ernährungspyramide vor, heute kommen Begriffe alá Low Carb, EatClean oder Schlank im Schlaf dazu. Wie sieht eine gesunde Ernährung nun wirklich aus?

 Wenn man sich ein paar grundsätzliche Dinge bewusst macht, ist eine gesunde Ernährung nicht schwer. Prinzipiell gilt, kein Nahrungsmittel bzw. keine Lebensmittelgruppe allein ist in der Lage den Bedarf an allen Nährstoffen zu decken. Die Kombination verschiedener Nahrungssubstanzen ist also notwendig um lebensnotwendige Energie aber auch die erforderlichen Körperbausteine zu sich zunehmen. Die drei Hauptnährstoffe sind Proteine, Kohlenhydrate und Fette. Jeder dieser Hauptnährstoffe stellt auf unterschiedliche Weise Energie und Bausubstanz für unseren Organismus bereit, und ist somit unverzichtbar. Die verschiedenen Lebensmittelgruppen liefern unterschiedlich viele Anteile an jedem Hauptnährstoff. Gesunde Ernährung heißt also die einzelnen Nährstoffe im richtigen Verhältnis zu sich zu nehmen, womit wir wieder bei der guten alten Lebensmittelpyramide wären.

 

  1. Was sind aus deiner Sicht Lebensmittel, die man unbedingt meiden sollte?

 Fertig-Produkte bei denen man nicht mehr erkennen kann woraus sie gemacht worden sind. Denn dann ist es schwer zu beurteilen welche Nährstoffe tatsächlich vorhanden sind. Je mehr ein ursprüngliches Lebensmittel verändert, verarbeitet und vermischt wurde, desto unnatürlicher seine Wirkung auf den Organismus.

 

  1. Viele Frauen träumen von der schlanken Figur und straffen Bauch. Realität und Wunsch liegen oft voneinander weit entfernt. Ist es möglich allein mit einer gesunden Ernährung schlank zu werden und Muskeln aufzubauen?

Gesunde Ernährung trägt auf jeden Fall dazu bei schlank zu bleiben. Der individuelle Energiebedarf und die benötigte Lebensmittelmenge sind jedoch individuell sehr unterschiedlich und hängen vor allem von Alter, Geschlecht und körperlicher Aktivität ab. Da muß jeder für sich selber immer wieder sein persönliches Optimum finden. Die Ernährung liefert dabei die Bausteine für die Muskeln. Muskelaufbau und Erhaltung findet aber nur bei entsprechender Beanspruchung und Training statt. Die gute Nachricht, Muskeln sind die reinsten Energieschleudern, wer viel davon hat, der kann auch viel essen.

 

  1. Wie kann man Heißhungerattacken auf Ungesundes (Schoki, Chips und Co.) vermeiden? Gibt es da Tricks?

Gelegentliche Heißhungerattacken sind nicht schlimm und können ein Signal des Körpers sein, dass gerade dringend Energie oder Salz benötigt wird. Dem kann man ruhig nachgeben. Wenn man es schafft noch ein großes Glas Wasser zu trinken bevor man zur Chipstüte greift, passt auch nicht ganz soviel in den Magen. Im Alltag sollte man Lebensmittel meiden, die den Blutzuckerspiegel zu schnell ansteigen lassen. Denn bei solchen Lebensmitteln muß der Körper mit sehr viel Insulin gegen steuern und es kommt sehr schnell wieder zu einem Heißhungergefühl. Hier sind Vollkornprodukte die bessere Alternative, sie lassen den Blutzuckerspiegel langsam ansteigen und der Heißhunger bleibt aus. Kommen Heißhungerattacken dennoch häufiger oder sogar täglich vor, sollte man sich mal beim Arzt durchchecken lassen.

 

  1. Bei Kindern lässt sich „5 a day“ gar nicht so leicht umsetzen. Wenn man sich vorstellt, dass man dem 3 Jährigen da täglich 5 Äfpel oder 5 unterschiedliche Obst-und Gemüsesorten bietet, scheint das arg viel. Wie viel Obst und Gemüse sollten Kleinkinder denn wirklich täglich mindestens zu sich nehmen?

Mit „5 a day“ sind fünf Portionen Obst oder Gemüse gemeint. Dabei sollte eine Portion ungefähr so groß wie der Handteller sein, und der ist ja bei Kindern nicht sehr groß. Obst und Gemüse gehören zur gesunden Mischkost und sollten täglich angeboten werden (in kindgerechten Portionen). Man darf aber dabei die Kinder nicht unter Druck setzten und sollte auf ihre Vorlieben eingehen. Und wenn es mal kein Obst mag, ist das nicht schlimm. „5 a day“ ist nur eine Empfehlung und man sollte auch wissen, dass bisher keine Studie beweisen konnte, dass „5 a day“ das Krebsrisiko senkt. gesunde Ernährung

  1. Ist Kochen mit Mikrowellengeräten schlechter?

Nein, das ist es nicht. In der Mikrowelle können Lebensmittel nur sehr schnell sehr stark erhitzt werden, und dabei können wichtige Nährstoffe und Vitamine zerstört werden. Deshalb nicht einfach alles mit der höchsten Watt-Zahl erhitzen. Ein Blick in die Bedienungsanleitung ist hier sehr hilfreich.

 

  1. Man kennt es: Morgens ist keine Zeit, also wird das Frühstück ausgelassen und dafür mittags ordentlich zugeschlagen. Ist es gar nicht so schlimm oder schadet man damit der eigenen Figur?

Zu einer gesunden Ernährung gehören regelmäßige Mahlzeiten. Ob dabei das Frühstück nun die wichtigste Mahlzeit ist, wird sehr kontrovers diskutiert. Viele Leute bekommen am Morgen auch ohne Zeitdruck nichts runter. Wenn man das Frühstück weg lässt ist es doch empfehlenswert in Laufe des Vormittags wenigstens etwas Obst oder einen Müsliriegel zu sich zu nehmen. Dann reicht auch eine „normale“ Portion zum Mittag. Diese belastet den Organismus nicht so stark und man kommt schneller aus dem Mittagstief. Auf lange Sicht macht sich das sicherlich auch bei der Figur bemerkbar. Der Körper kann extreme Ernährungsgewohnheiten oft über Jahre ausgleichen. Viele sagen dann: „Früher konnte ich alles essen und wurde nicht dick“. Leider bekommt man die Rechnung für eine ungesunde Lebensweise erst Jahre später und dann ist der Stoffwechsel nur noch mit Medikamenten zu kontrollieren und auch das Abnehmen wird immer schwieriger.  

  1. Auffällig bunte Verpackungen, aggressive Werbung, ein augenscheinlich zuckersüßes Produkt wird mit den Worten „extra viel Milch“ verkauft. Wie stehst du zum Thema Werbung für „Kinderlebensmittel“?

Kinder sind eine wichtige Zielgruppe für die Lebensmittelindustrie denn sie geben einen großen Teil ihres Taschengeldes für Süßigkeiten aus. Ich finde es persönlich schlimm, dass die Kinder so umworben werden. Auch die Tatsache, dass die Hersteller mit ihren Kampagnen ein Gefühl von aktivem Lebensstil verkaufen, ist bedenklich. Vor allem wenn den Kindern suggeriert wird, dass ihre Vorbilder wie die Fußballer der Nationalmannschaft angeblich Nutella zum Frühstück, oder Heidi Klum den ganzen Tag rosa Gummibärchen isst, ist es für die Kinder schwer den richtigen Umgang mit Süßigkeiten zu lernen .  

  1. Man läuft durch den Laden und kann natürlich die Inhaltsangaben verschiedener Produkte erkennen. Doch, was es im Endeffekt bedeutet, wenn ein Produkt xy Kohlenhydrate hat und xy Eiweise, dazu Glucose wissen wahrscheinlich die wenigsten Mütter genau. Wie wird man aus dem Verpackungsangaben schlau und weiß, wann etwas wirklich gesund ist?

Eine gute Orientierung geben die Angaben auf der Verpackung. Lebensmittel mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren sind günstiger für die Gesundheit oder bei Kohlenhydraten sollte der Anteil an Zucker niedrig und der Anteil an Ballaststoffen hoch sein. Die Lebensmittelampel kann bei der Einschätzung sehr hilfreich sein, ich glaube da gibt’s auch eine App (http://www.lebensmittelampel.com)

 

10.Süßigkeiten sind sehr verführerisch. Hin und wieder ist sündigen sicher erlaubt. Aber wie viel ist im Rahmen?

Auch das hängt wieder von Alter, Geschlecht und körperlicher Aktivität ab wie viel man sich leisten „darf“. Da gibt es keine allgemeingültigen Zahlen. Der eine braucht Schokolade nur anzuschauen und nimmt zu, ein anderer kann scheinbar täglich eine Tafel Schokolade essen. Da muß man selber einschätzen lernen, zu welchem Typ man gehört. Aber egal ob Figurprobleme oder nicht, zu viel und regelmäßig Zucker macht krank. Und Diabetes macht auch vor schlanken Menschen nicht halt.

 

  1. Wie sieht man das Thema Ernährung als Ernährungswissenschaftlerin. Achtet man automatisch mehr darauf?

Ja ich denke schon. Man hat zwar nicht alle Tabellen im Kopf und vergisst mit der Zeit auch wieder viele Fakten aber man nimmt schon viel für sich selber mit und probiert viel an seiner eigenen Ernährung aus. Leider fehlt im Studium völlig der Praxisbezug wie man andere Menschen zum Thema beraten kann. Was ich immer wieder festgestellt habe, theoretisch wissen sehr viele Menschen wie sie sich gesund ernähren können. Aber die praktische Umsetzung ist das große Problem. Ich glaube dafür braucht es einen Studiengang der Ernährungspsychologie.

 

  1. Eignet man sich als Kind eine Ernährungsweise an, die von den Eltern vorgelebt wird und findet deshalb automatisch bestimmte Speisen „besser“ als andere?

Ja, davon bin ich überzeugt und habe das schon an mir selbst im Bezug auf meine Eltern und bei meinen eigenen Kindern beobachtet. Klar hat jeder auch seine individuellen Vorlieben und Abneigungen, aber der überwiegende Teil ist Gewohnheit, und die kommt von zu Hause.

 

  1. Wie kann es sein, dass manche Menschen trotz ungesunder Ernährung schlank bleiben?

In der Fachsprache reden wir vom sogenannten leptosomen Typ. Das hat sehr viel mit unserer genetischen Veranlagung zu tun, genau wie unsere Körpergröße oder unser Aussehen ist auch unser Stoffwechsel in einer gewissen Weise bereits veranlagt. Dabei ist schlank nicht automatisch gesund und dick nicht immer krank. Jeder hat seine persönliche körperliche Konstitution die man nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussen und formen kann. Auch hier gilt wieder, eine ungesunde Ernährung macht auch einen schlanken Menschen auf Dauer krank, auch wenn sich das nicht äußerlich mit einer Gewichtszunahme bemerkbar macht.

 

Liebe Anja, wir danken dir für die Zeit, die du dir genommen hast und das Beantworten unserer vielen Fragen.