Die Zeit tickt unheimlich schnell. Aus Frühling wird Sommer, aus Sommer schnell Winter. Das kleine Baby, dass man vor einiger Zeit noch gestillt hat, fragt plötzlich, ob es heute einen Freund besuchen darf. Die süßen Pausbäckchen und kleinen Knuppelfinger sind verwachsen. Die Gesichtszüge eines niedlichen Wonneproppen verwandeln sich immer mehr in kindlichen Züge und von diesen in Züge eines heranwachsenden Menschen. Ich stehe oft da, fühle mich wie auf einem Bahnhof, an dem ein ICE am anderen vorbeirauscht und höre mich ganz laut rufen: „Stopp!!!!“. Man hört mich nicht….

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Die Zeit zum Stehen bringen

Früher habe ich meine Mutter und Oma dafür belächelt, dass sie gerne die Zeit anhalten würden. Ich habe nicht verstanden, warum sich Mütter an ihren Kindern festklammern und bei Themen, wie Ausbildung, Schuleinführung oder Kindergarteneinführung ins Stocken kommen und Schlucken müssen. Ich habe nicht verstanden, warum meine Mutter weinte, als ich meinen Schulabschluss feierte. Ich habe auch nicht verstanden, warum Eltern weinen müssen, wenn sie ihren Sohn oder ihre Tochter stolz mit Zuckertüte vor sich sehen. Sind das Freudentränen? Aber warum gucken sie traurig? Können sie sich denn gar nicht freuen? Ich verstand es als Kind nicht und doch wunderte ich mich oft darüber. Heute als Mutter ist es wie eine kleine Offenbarung für mich. Mit jedem Schritt, der sich auftut, jeder neuen Veränderung, jedem Größerwerden, nehmen wir als Eltern Abschied von besonderen Dingen, an denen wir festgehalten haben. Natürlich freuen wir uns, aber uns wird schmerzlich bewusst, dass neue Reifestufen auch immer Vergänglichkeit mit sich bringen.

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Vergänglichkeit

Diese Vergänglichkeit ist es, die uns Angst macht, denn irgendwann werden wir nicht mehr da sein. Irgendwann müssen wir als Mütter und auch als Väter all unsere Kraft zusammen nehmen und bereit sein unsere Kinder eigenen Schritte gehen zu lassen. Es ist kein Geheimnis, dass ich bei dem Gedanken daran schon losweinen könnte. Will ich mein Kind „hergeben“, mit dem Bewusstsein, dass ich es gegebenenfalls dann nicht mehr schützen kann? Nein, das möchte ich sicher nicht und doch ist es wichtig genau diese Schritte zu gehen, denn nur so kann mein Kind lernen ein eigenständiges Leben zu führen, nur so kann es erleben, was es heißt für sich Verantwortung zu tragen und nur so kann ich ihm die Freiheit bieten sich selbst zu verwirklichen. Ich weiß, dass es richtig ist, weil ich eines Tages nicht mehr da sein werde und doch ist es die schlimmste Folter, der sich eine Mutter selbst unterziehen kann.

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Mein liebes Kind, sei dir gewiss: Ich bin stolz auf dich. Ich freue mich, dass du bald in die Schulanfängergruppe wechselst. Ich freue mich auf deinen Schulanfang, ich freue mich, dass du so wundervoll zählen kannst und darüber, dass du versuchst Silben zu klatschen und versucht die ersten Buchstaben zu kritzeln. Genauso werde ich mich freuen, wenn du stolz deine Zuckertüte hältst.

Warum dann traurig?

Das Weinen und Traurigsein, kann ich dir ebenso gut erklären. Ich hab dir doch einmal erzählt, dass man Dinge vermisst, die man gerne hatte und es Menschen schwer fällt Abschied zu nehmen. So geht es auch Mama und Papa. Wir freuen uns über Neues und beweinen das, was nun hinter uns liegt, weil wir wissen, dass das gesamte Leben aus Vergänglichkeiten besteht, bis wir selbst einmal vergangen sind und du deinen eigenen Weg beschreiten musst, ohne dass wir dir dabei zusehen dürfen, ohne, dass wir helfen und ohne, dass wir dir eine Schulter zum Anlehnen bieten können.

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Jetzt bin ich gespannt: Geht es euch genauso?

<3 Sabrina