Ich bin Mama, ich bin schwanger und ich hatte immer einen Traum: Wenn ich ein 3. Kind in mir tragen sollte und in der glücklichen Lage bin ein eigenes Haus zu besitzen, dann möchte ich es gerne zu Hause zur Welt bringen. Nun trage ich das 3. Kind in mir, ich lebe im eigenen Haus und doch wird sich mein Wunsch nie erfüllen…

hausgeburt

Geburt – ein natürlicher Vorgang

Oft werde ich komisch angeschaut, wenn ich davon spreche, dass ich gerne zu Hause entbinden möchte. Das ist doch gefährlich! Was da alles passieren kann! Ja, man wird sogar als unverantwortlich von einem kleinen Teil der Mütter abgetan. Zu meiner Sichtweise: Ich bin mir durchaus darüber bewusst, dass IMMER (und egal wo man entbindet) etwas passieren kann, ich bin auch jemand, der deshalb nicht auf die Unterstützung einer Hebamme verzichten würde, aber ich weiß auch, dass eine Geburt keine Krankheit ist, dass es Generationen vor uns schon zu Hause gemacht haben und dass ich die Stärke und das gesunde Selbstvertrauen besitze, es zu Hause zu packen. Im schlimmsten Falle wäre die Klinik nicht weit weg und eine gut arbeitende Hebamme würde auf keinen Fall etwas „anbrennen lassen“. Genauso wenig würde ein guter Frauenarzt seine Freigabe für eine Hausgeburt erteilen, wenn irgendwelche Faktoren dagegen sprechen. Vielleicht haben mich auch 2 komplikationslose, schöne Geburten im Voraus dazu bestärkt diese Gedanken zu fassen, überhaupt mich in diese Richtung zu bewegen und doch muss ich mir nun gar keine Gedanken mehr über die Hausgeburt machen….

…denn, die Wahl wurde mir genommen. Sie wurde mir nicht von den Müttern genommen, die sich kritisch äußerten. Sie wurde mir auch nicht von meiner Hebamme genommen, die etwas „Auffälliges“ fand. Auch nicht vom Frauenarzt, der zwar immer zur Klinik rät, aber die Entscheidung mir schlussendlich selbst überlässt. Nein, sie wurde mir vom Staat genommen. Sie wurde mir von der dubiosen Situation der freiberuflichen Hebammen genommen, die sich keinen Versicherungsschutz mehr leisten können und damit den Sprung in die Selbständigkeit oft gar nicht mehr wagen.

geburt baby (2)

Das Recht auf freie Wahl des Geburtsortes? FEHLANZEIGE

Was in den größeren Städten vielleicht noch gar nicht so hoch kocht, ist in den ländlicheren Gegenden oft bitterer Alltag. Im Umkreis von 50 km gibt es hier ein einziges Geburtshaus, dass Hausgeburten bis vor Kurzem betreut hat. Mit Freude habe ich mich an das Hebammenteam gewandt und sprach mit meinem Mann offen über meine Wünsche. Er war mit allen Punkten einverstanden und unterstützt(e) meine Entscheidung. Beim ersten Vorstellungsgespräch bei der Hebamme kam jedoch die Ernüchterung: „Wir betreuen ab Januar 2017 keine Hausgeburten mehr. Uns fehlen dafür einfach die Leute. Wir finden keine Hebammen mehr, die das machen wollen.“

Innerlich bröckelte mein Traum dahin…Eine Hausgeburt rutschte ins Unwahrscheinliche, die freie Wahl des Geburtsortes – und damit eine grundlegende Freiheit, die jede Frau haben sollte – damit auch. Mir wurde in diesem Moment die Wahl genommen, eine nicht unwesentliche Wahl: Die Entscheidung wie und wo ich mein Kind zur Welt bringen möchte.

Ich beratschlagte nach der niederschmetternden Information darüber, welche Alternativen mir blieben:

  • Geburt im Krankenhaus, wie schon bei den ersten Beiden (5 km entfernt)
  • Geburt im Geburtshaus (30 km entfernt)

geburt baby (1)

Beide Alternativen sind für mich das traurige Ergebnis politischen Versagens, beide Alternativen sind für mich keine Alternative, sondern eine Notlösung und beide Alternativen geben mir das Gefühl, dass nicht ich als Mensch zähle, sondern das, was am Ende dabei herausspringt. Eine andere Hebamme zu finden, die Hausgeburten betreut, scheint unmöglich – da ich den Umkreis nun auf über 100 km ausweiten müsste.

geburt baby (3)

Eine selbstbestimmte Geburt ohne Hebamme zu Hause möchte ich ehrlich gesagt nicht und doch stellt sich mir in letzter Zeit immer wieder die Frage: Kann das Sinn der Sache sein? Ist es wirklich gewollt, dass Frau „es nun alleine durchzieht“, weil sich Hebammen keinen Versicherungsschutz mehr leisten können und diesen eigentlich tollen Beruf als unsicher einstufen, sobald Selbständigkeit ins Spiel kommt? Liebe Politiker – ist das wirklich gewollt? Versicherungen werden reicher auf Kosten von diesem wichtigen Gut: Auf Kosten von Geburten, auf Kosten von guten Hebammen und auf Kosten eines Entscheidungsrechts, das man nun nicht mehr hat…

Für alle, die sich nun fragen, wie ich entbinden werde. Ich werde ins Krankenhaus fahren, ich werde dort ambulant entbinden und so natürlich wie nur möglich – mein Wunsch ist es nicht – aber der Wunsch unseres „Systems“. Ich möchte das auch gar nicht schlecht machen, ich hatte zwei tolle Geburten im Krankenhaus, aber dennoch bleibt eben dieser fade Beigeschmack: Es war nicht mein Wunsch.

Sabrina

geburt baby (4)