Liebe alleinerziehende Mutter da draußen,

gerade sitze ich hier und plane die Woche. Ich denke darüber nach, was alles zu erledigen ist und sehe die vollgepackten Termine. U-Untersuchung, Elternabende, Einkauf, die Kinder müssen zum Frisör, wir benötigen noch ein Geburtstagsgeschenk für ein Kind aus dem Freundeskreis und ich selbst könnte auch mal wieder einen Haarschnitt gebrauchen. Ich fühle mich gestresst und zeitgleich komme ich mir plötzlich so seltsam lächerlich vor.

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Lächerlich, weil du meine Portion an Aufgaben jeden Tag aufs Neue alleine tragen musst; Lächerlich, weil ich mich gestresst fühle, obwohl 50% mir selbstverständlich abgenommen werden; Lächerlich, weil ich überlege, wer die Kinder von der Kita holt, während es für dich nur eine Antwort gibt: DU. Lächerlich, weil ich mich von meinem Tag geschafft fühle, während du auf 20 Hochzeiten gleichzeitig tanzt, um deinen Kindern ein schönes Leben zu ermöglichen. Lächerlich, weil ich hier in der Elternzeit von Stress rede und du zeitgleich wahrscheinlich alles für eine verlängerte Elternzeit gegeben hättest. Ja, ich fühle mich richtig lächerlich, weil ich alle meine Gedanken und Probleme mit meinem Partner abends besprechen kann und gleichzeitig weiß, dass bei dir kein Partner wartet und du deine Probleme abends mit dir selbst ausmachen musst, während die Kinder seelig schlafen.

In meinen Augen bist du die wahre Heldin des Alltags.

Ich will ehrlich sein: Diese Last, die auf deinen Schultern sitzt, ist in meinen Augen enorm. Ich denke oft daran, dass ich alleinerziehend zusammenbrechen würde. Ich frage mich, wie das funktioniert, wie es zu schaffen ist und wie es möglich ist, dass du dich dabei selbst nicht vergisst? Ich frage mich, wie Elternabende, Kindergeburtstage, ärztliche Termine und Co. organisiert werden, ohne dass du dabei gleichzeitig in 5 Rollen schlüpfen musst? Ich frage mich, ob du dich einsam fühlst und von der Welt im Stich gelassen? Ich frage mich, ob du ruhig schlafen kannst? Ich frage mich, wie oft du am Ende deiner Kräfte bist und trotzdem weiter machst…

… und dann drehe ich mich um und frage mich: Nimmt überhaupt jemand Rücksicht auf dich? Denkt jemand darüber nach, welch hartes Brot du zu beschreiten hast? Sieht jemand, dass du jeden Tag aufs Neue kämpfst für deine Kinder? Merkt denn keiner, welchen Spagat du hinlegen musst, damit du es zum Elternabend schaffst, während deine Kinder zu Hause betreut werden können? Weiß überhaupt jemand, wie oft du wahrscheinlich über eure Situation grübelst, vielleicht sogar weinst? Sieht keiner dein trauriges Gesicht, wenn du wieder einmal den Kindern erklärst, dass das Geld nicht reicht? Zeigt jemand Verständnis dafür, wenn du Termine platzen lässt? Fragt dich überhaupt jemand, ob er dir helfen kann?

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Es ist so leicht gesagt: „Ach alleine würde ich das schon packen.“, aber tauschen möchte dann doch keiner…

Soll ich etwas sagen? Ich schäme mich dafür! Ich schäme mich dafür, dich bisher nicht so gesehen zu haben und ich schäme mich dafür, dass ich dich bis heute nicht bewundert habe. Ich will dir eines so gerne sagen: Du bist eine wunderbare Mutter und ich habe den größten Respekt vor dir. Ich kann es verstehen, wenn du beim Elternabend mal wieder fehlst und ich kann es nachvollziehen, warum du dich an außerschulischen Aktivitäten nicht beteiligst. Ich erkenne den Hintergrund, warum es notwendig ist, dass deine Kinder schon selbständiger sind und ich kann es erahnen, warum ein Urlaub in der Ferne ein Wunschdenken deinerseits ist. Ich weiß nun auch, warum bei dir keine Zeit zum Quatschen bleibt…

Und ich wünsche mir eines: Bevor zukünftig Menschen über dich schimpfen, sollten sie kurz innehalten und überlegen, wie leicht sie es im Vergleich zu dir haben. Sie sollten überlegen, ob sie dir lieber die Hand reichen, anstatt sich umzudrehen und sie sollten überlegen, ob sie dich beim Elternabend lieber vertreten, als darüber zu reden, dass dein Stuhl mal wieder leer war….

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