Eine Leserin schreibt: „Denn genau darauf kommt es bei ALLEM an: auf die Perspektive, denn jedes Ding, jede Situation und jedes Problem hat mehrere Seiten.“ Im ersten Teil unseres „Schwiegermutterbeitrags“ haben wir uns damit auseinander gesetzt, warum wir die Schwiegermutter häufig überhaupt als Bedrohung empfinden und das Verhältnis oftmals angespannt ist. Mit dem Wissen starten wir heute in Runde 2. Auch hier steht mir Psychotherapeutin Dr. Judith Gastner von  PaarBalance (www.paarbalance.de)* wieder zur Seite und hat sich meine Fragen angenommen. Wenn du den ersten Teil noch nicht gelesen hast, würde ich dich bitten einen Blick darauf zu werfen. Du findest ihn hier *klick*

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Wie kann es gelingen, zu seiner Schwiegermutter (trotzdem…) ein solides Verhältnis herzustellen?

Dr. Judith Gastner: „Indem wir alle Einstellungen und Verhaltensweisen aktivieren, die uns z.B. auch im Job nützlich sind, also in Konstellationen, in denen wir uns ja auch oft nicht die Menschen aussuchen können, mit denen wir viel zu tun haben möchten.

Das heißt:

  • Sich freundlich abgrenzen.
  • Den anderen möglichst so sein lassen, wie er ist.
  • Sich um Toleranz und Wertschätzung bemühen.
  • Immer wieder tief durchatmen und lieber „eine kleine Runde drehen“, bevor eine Situation eskaliert.

Toleranz fängt ja genau da an, wo das Genervt sein einsetzt (wenn wir also denken: „Muss die sich da jetzt schon wieder einmischen?!“ Oder: „Den Kommentar hätte sie sich mal besser sparen sollen…“).

Wir haben uns zwar unseren Partner ausgesucht – aber die Sippe des anderen gratis mit dazu bekommen. Ob sie uns nun sympathisch ist oder nicht.

Hilfreich ist natürlich auch, wenn man sich als Paar einig darüber ist, wie die jeweilige Mutter bzw. Schwiegermutter „zu nehmen“ ist – wenn sich also beide immer wieder (möglichst mit einer ordentlichen Portion Humor) darüber verständigen, wie Kommentare und Ratschläge der (Schwieger-) Mutter einzuordnen sind. Und beide trotzdem auch miteinander bewusst versuchen, den Scheinwerfer auf deren positive Seiten zu lenken:

  • „Puh, das war heute mal wieder anstrengend. Meine Mutter fragt sich vermutlich ernsthaft, wie wir ohne ihre Ratschläge bisher überleben konnten. Aber das Fresspaket, das sie für uns eingepackt hat: Feine Sache!“ Oder:
  • „Mich nerven ihre Kommentare auch. Aber ihre Geduld mit den Kids, auch wenn die 100. Geschichte vorgelesen werden soll – Respekt.“

So in der Art. Über fast jede (Schwieger-) Mutter lässt sich bestimmt auch Gutes sagen.“

 

Was sollte man vielleicht auch einfach mal „aushalten“?

Dr. Judith Gastner: „Generell sollte man am besten nicht alle Pfeile auffangen und persönlich nehmen, sondern sich möglichst oft quasi zur Seite drehen und aus der Schusslinie gehen. Die meisten vermeintlichen Schüsse waren nämlich eh nicht als Spitzen gedacht, sondern wieder mal Varianten aus Schwiegermuttis „Ich mein’s ja nur gut“- oder „Ich hab schließlich auch Kinder großgezogen“-Kiste.

Und was soll’s: Die Schwiegermutter darf es ja auch gut meinen und soll sich nicht permanent auf die Zunge beißen müssen, wenn sie mit uns zusammen ist. Eigentlich können wir sowieso ganz entspannt sein, denn wir wissen ja: Sobald wir wieder alleine Zuhause sind, machen wir einfach alles ganz genau so weiter, wie WIR es wollen und wie es sich für UNS richtig anfühlt.

Es ist wichtig, vor Begegnungen und Telefonaten gleichsam „in Drachenblut zu baden“ und sich auf Unempfindlichkeit einzustellen, wenn wir schon im Vorfeld wissen, dass bei Schwiegermutter-Dates mit ein paar nervigen Kommentaren zu rechnen ist. Dann sollten wir am besten versuchen, da ab sofort elegant darunter hindurch zu tauchen – und nicht mehr darauf anzuspringen, nach dem Motto: „Ich entscheide ab sofort selbst, von wem ich mich ärgern lasse!“

Anerkennung, Ermutigung und Lob holen wir uns am besten von unseren Freundinnen (und unserem Partner) ab, die ganz genau wissen, wie anstrengend der Alltag mit kleinen Kindern oft ist:

  • „Cool, wie Du bei dem Trotzanfall gerade die Nerven behalten hast – und das, obwohl Deine letzte Nacht so beschissen war.“ oder
  • „Super, dass Du beim Kommentar Deiner Schwiegermutter auf Durchzug geschalten hast! Du machst das nämlich klasse!! Und Du stillst genau so lange, wie Du das für richtig hältst.“ oder
  • „Natürlich entscheidet nur Ihr zwei, wie lange Eure Maus mit im Elternbett schläft. Du hast nämlich einen super Draht zu Deiner Kleinen und spürst, was sie braucht. Da soll sich mal keiner einmischen!“

Und mal Hand aufs Herz: Mit Freundinnen die schrägsten Schwiegertiger-Tipps und -kommentare auszutauschen, kann ja sogar recht amüsant sein. Wenn Leidensgenossinnen nach (Schwieger-) Eltern-Besuchen alle Ungefragte-Tipps-des-Tages zusammentragen würden, käme vermutlich ein absurdes Sammelsurium an T-Shirt-Sprüchen für junge Mütter dabei heraus:

  • Keine Sorge, Mama. Der Kleine schläft nur solange bei uns im Bett, bis er 18 ist!
  • Wir verwöhnen unseren Säugling? Cool!
  • Das hat Deinem Sohn „früher auch nicht geschadet“? Frag mal Deine Schwiegertochter… 😉
  • Nein, Schwiegermama, ich mach mir keine Sorgen, wenn Henri mit anderthalb noch nicht aufs Töpfchen geht
  • usw. usw.“

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Was kann man vielleicht selber besser machen?

Dr. Judith Gastner: „Wie schon gesagt: Sich vor, bei und nach jeder Begegnung ganz bewusst darum bemühen, die guten Seiten des anderen (in diesem Fall: der Schwiegermutter) in den Vordergrund zu holen.

Vielleicht ist ja tatsächlich doch die eine oder andere hilfreiche Empfehlung für uns dabei. Tatsache ist ja, dass die Generation der Eltern und Schwiegereltern schon ein paar Jahre mehr als wir „auf dem Buckel“ hat. Wenn wir ernsthaft an den Erfahrungen der Älteren interessiert sind, kann ein Austausch ja überaus bereichernd sein.

Als junge Eltern wünschen wir uns natürlich, dass unsere Bemühungen ums Kind auch von den eigenen Eltern bzw. Schwiegereltern geschätzt werden. Und dass (im Idealfall) unsere Einstellungen und Erziehungsvorstellungen im Großen und Ganzen geteilt werden und wir Anerkennung für unser Engagement bekommen.

Daher würde es bestimmt jeder Frau gut tun, von ihrer Schwiegermutter zu hören: „Du kannst wirklich stolz auf Dich sein. Du machst das toll mit den Kindern und überhaupt. Unser Sohn hat ein riesen Glück, dass er Dich gefunden hat! Wir haben Dich auch gleich ins Herz geschlossen… Ihr seid wirklich eine klasse Familie!“

Eventuell werden wir das so nicht oft gesagt bekommen. Vielleicht noch nicht mal im Ansatz. Deshalb hilft es, wie gesagt, sich Support bei seinen Freundinnen (und natürlich dem Partner) zu holen und die Erwartungen an positives Feedback von den Schwiegereltern eher herunter zu schrauben.

Aber was würde eigentlich passieren, wenn wir uns als Schwiegertochter ein Herz fassen und zur Schwiegermutter in einem ruhigen Moment sagen würden: „Muttersein hört nie auf, stimmt’s? Jetzt, wo ich selbst Mama bin, kann ich Vieles besser nachvollziehen. Wie war das eigentlich damals bei Dir, als …? Wie hast Du das hingekriegt, wenn…? Hättest Du irgendetwas gerne anders gemacht, wenn das damals möglich gewesen wäre…? Warst Du manchmal auch unsicher, ob…?“

Ein Gespräch von Frau zu Frau. Von Mutter zu Mutter. Am besten einfach mal ausprobieren!“

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Was ist die richtige Dosis an Kontakt – gerade wenn Kinder da sind?
Sollte man sich den Kindern zuliebe in jedem Fall um (regelmäßigen) Kontakt bemühen?

Dr. Judith Gastner: „Auf die erste Frage gibt es keine pauschale Antwort. Jede Familie muss selbst schauen, was für sie am besten passt und wie viel Kontakt für alle realisierbar ist. Generell sollten aber den Kindern die Großeltern möglichst nicht vorenthalten werden, wenn Kontakt irgendwie vertretbar erscheint (also die Schwiegereltern prinzipiell in der Lage und willens sind, sich mit ihren Enkeln zu beschäftigen), v.a. wenn die Kinder einen guten Draht zu Oma und / oder Opa haben.

Falls die (als anstrengend erlebten) Schwiegereltern nicht allzu weit weg wohnen, kann es angenehmer sein, etwas häufigere und dafür kürzere Kontakte zu arrangieren. Mal anderthalb Stündchen am Nachmittag sind vielleicht gut zu bewerkstelligen, ohne dass die Nerven allzu sehr strapaziert werden. Also lieber am Nachmittag eine Runde zusammen zum Spielplatz oder mit Brötchen vorbeikommen und eine Stunde miteinander frühstücken als weiterhin am Sonntags-Klassiker festhalten: Ankunft Vormittag. Mittagessen für alle. Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Evtl. noch Häppchen am Abend. Obwohl spätestens beim Kaffeetrinken schon die Nerven blank liegen.“

Wenn die Schwiegereltern weiter weg wohnen…

Dr. Judith Gastner: „Wenn die Schwiegereltern weiter weg wohnen, geht das so oft leider nicht. Dann muss aufgrund der längeren Anreise evtl. sogar  (mehrmals) übernachtet werden, damit sich das Treffen lohnt. Da ist es dann ganz besonders wichtig, die eigenen Wünsche und Vorstellungen von einem gelungenen Zusammensein freundlich und klar im Vorfeld abzuklären, z.B.:

  • „Momentan versuchen wir, die Kinder wieder vom vielen Naschen wegzubringen. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr ihnen nach dem Mittagessen gerne eine kleine Süßigkeit geben – da freuen sie sich bestimmt riesig. Wäre aber super, wenn wir alle ihnen ansonsten nichts mehr zwischendurch geben – sonst fängt das Betteln wieder von vorne an…“
  • „Wir würden an einem Abend gerne mal wieder zu zweit ausgehen. Wäre es für Euch ok, die Kinder am Freitag oder Samstag ins Bett zu bringen (und vielleicht sogar die Morgenschicht am nächsten Tag zu übernehmen…?) Das wäre super!!“
  • „Können wir Euch vielleicht bei irgendetwas helfen? Papa wollte doch die Winterreifen auf sein Auto ziehen – das könnte ich gerne am Nachmittag zusammen mit ihm machen. Und wenn der Kleine Mittagsschlaf macht, könnten wir Dir endlich mal Dein neues Handy einrichten. Was meinst Du?“
  • „Beim Thema zweites Kind sind wir gerade ein bisschen empfindlich. Ehrlich gesagt wissen wir nämlich selbst noch nicht so genau, wo wir da stehen. Wäre prima, wenn das nicht wieder zum Diskussionsstoff würde, wenn Tante Moni nachher zum Kaffeetrinken kommt.“

Sehr wichtig ist, dass der Draht zwischen Großeltern und Enkeln möglichst nicht reißt. Vielleicht klappt es ja ganz gut, wenn die Kinder häufiger zwischendurch mal mit Oma und Opa telefonieren oder skypen oder sich kleine Videogrußbotschaften oder Sprachnachrichten hin und her schicken. Da freuen sich die Großen und die Kleinen – und die Schwiegertöchter und Söhne müssen nur die Medien zur Verfügung stellen und sind ansonsten einfach mal außen vor.“

Mamahoch2 Nachmittag Alltag7

Du hast beide Beiträge gelesen, aber weißt trotzdem nicht weiter? Belastet das Thema Schwiegereltern auch deine Beziehung? Oder gibt es in deiner Partnerschaft andere nervige Dauerbrenner, die du endlich aus der Welt schaffen willst?

Dann kann ich dir das interaktive Online-Programm PaarBalance* von Judith nur ans Herz legen: Es wurde nämlich genau für Leute gemacht, die (wieder) glücklicher in ihrer Beziehung sein möchten, im Alltag nicht viel Zeit haben und trotzdem etwas Hilfreiches für ihre Liebe brauchen. Man wird da abgeholt, wo man gerade steht, und es passiert zum Glück auch dann viel Gutes, wenn nur einer von beiden mit dem Coaching loslegt.

Zu jedem Beziehungsthema gibt’s:

  • ein Info-Video mit einem Cartoon-Pärchen (oft zum Schmunzeln…)
  • persönliches Training hilfreiche Tipps für den Paaralltag

Wenn du willst, kannst du dir aber auch erst mal einfach nur (gratis) dein Beziehungsprofil erstellen lassen (Stärken-Schwächen-Analyse -> siehe unter „Beziehungstest“).

Am besten schaust du dich einfach selbst ein bisschen auf der Seite um: www.paarbalance.de *.

Dort gibt es Ausschnitte aus Themenvideos, Erfahrungsberichte, Videotour u.a.m. Viel Spaß beim Stöbern!

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