Es ist Winter  im Jahr 2013 und der Tag in meinem Leben, an dem ich meine Art mit meinen Kindern umzugehen das erste Mal kritisch hinterfrage. Ich fühle mich so müde, so schrecklich müde vom täglichen Stress. Mir brummt der Kopf: WARUM hört dieses Kind nicht? Was habe ich nur falsch gemacht? Bin ich zu lasch? Es schlaucht. Ich habe mir das anders vorgestellt und irgendwie schickt es sich für eine Mamabloggerin doch gar nicht zuzugeben, dass sie sich oft überlastet fühlt, manchmal keinen Rat weiß und das Gefühl hat, dass ihr Kind ihr auf der Nase herumtanzt. Nach außen hin gebe ich mich unauffällig und doch antworte ich auf die Frage hin, wie ich denn erziehe ganz klar, dass ich äußerten Wert auf klare Regeln und Grenzen lege. Nur so kann aus meinem Kind etwas werden. Davon war ich fest überzeugt. Welchen Kampf das jeden Tag bedeutete und welche Gefühle täglich durch meinen Körper schossen, erwähnte ich nicht.

Ich merkte tief in mir jedoch, dass sich etwas ändern musste und trotzdem fühlte ich mich wie eine rastlose Mutter auf der Suche nach dem heiligen Grahl. Ich googelte mir die Finger wund, quetschte Bekannte aus, las Bücher über Beziehungen von Menschen, suchte in mir dieses instinktive Bauchgefühl, horchte und stellte fest: Es war so schwach geworden. Damals war mir nicht bewusst, dass ich mit meinen Zweifeln nicht alleine war und viele viele Eltern diese Unsicherheit in Sachen Erziehung tagtäglich ins Gesicht schlägt. Dieses Gefühl man müsse sich für etwas entscheiden, mit der Gefahr die falsche Wahl zu fällen, werde ich nie vergessen.

Ich mache mich bewusst angreifbar

Heute blicke ich auf fast 5 intensive Jahre zurück und halte mein Buch in den Händen. Ich habe darüber geschrieben, wie ich war und warum mein damaliges Vorgehen aus heutiger Sicht nicht der richtige Weg war. Ich erzähle davon, wie leicht ich mich in die Machtkampfspirale begab und wir uns in der Endlosschleife regelrecht bekämpften. Zwischen mir und den Kindern gab es fast täglich Diskussionsbedarf und dieser leerte meinen Akku. Ich schreibe darüber, welche Drohungen ich aufgefahren habe, welche – aus heutiger Sicht – sinnlosen Bereiche ich umkämpfte und wie ich aus zig Regeln einen goldenen Käfig versuchte zu bauen. Keine Frage, ich handelte aus gutem Absichten heraus, aber ich verteilte gleichzeitig 2 Karten. Die „Du-bist-das-Problem-Karte“ bekamen stets die Kindern und ich teilte mir den Joker zu.

Mir schrieben inzwischen einige Leser meines Buches, dass das Buch etwas mit ihnen macht. Einige weinten an manchen Stellen, andere waren auf mich sauer, weil ich dorthin stach, wo es weh tut – so die Worte. Wieder andere schrieben mir: „Mutig. Du machst dich damit angreifbar.“ Ja, die Entscheidung „Am Ende meiner Nerven sind noch Kinder übrig.“ persönlich zu machen, fiel mir nicht einfach. Ich hatte Angst, dass man mich verurteilen könnte. Ich hatte Angst davor, dass man mir vorhalten würde, ich sei nicht vom Fach, nur eine gewöhnliche Mutter. Jetzt weiß ich, dass diese Angst unbegründet war, weil ich mir so verdammt sicher bin, dass der Schlüssel darin liegt, sich selbst in den Blick zu nehmen und seine Haltung zu ändern. Genau diese Botschaft möchte ich dir heute mitgeben: DU bist der Experte für deine Kinder – nicht der Nachbar und auch nicht jemand, der dein Kind nur 15 Minuten gesehen hat. Du bist in der Lage dich zu ändern und so wird sich auch dein Kind verändern. Jedes Kämpfen, Fehlbenehmen und Rebellieren meiner Kinder hat mir gezeigt, wo es gut wäre ein wenig genauer hinzuschauen und nach den Bedürfnissen zu suchen. Diese galt es wiederum so zu vereinen, damit alle Parteien glücklich sind.

Hätte ich dieses Buch geschrieben, ohne meine Fehler mir selbst einzugestehen, wäre es nicht mein Buch geworden. Würde ich nicht zugeben, dass ich geirrt habe, wäre ich nicht dort wo ich bin und wenn wir Eltern nach außen hin weiter so tun, als wäre alles ganz einfach und perfekt, werden andere Mütter und Väter Angst haben ihre Probleme in der Erziehung offen mitzuteilen. Noch heute habe ich schlechte Tage, noch heute bin ich nicht permanent die kokette, überlegte Mutter, aber ich habe gelernt, dass ich die Verantwortung trage und alle Veränderungen nur bei mir beginnen können. Die zweite große Gefahr besteht in meinen Augen darin, das Kind als Objekt zu sehen, das einfach nicht (mehr) „funktioniert.“. Jedes Verhalten lernen sie durch Vorleben. Somit können wir nicht einfach die Schuld nur bei ihnen suchen. Sie kommen faktisch „unprogrammiert“ zur Welt und genau das sollten wir uns immer wieder bewusst machen. Kein Kind ist „einfach so böse“.

Ich bin die ganz normale Mutter

Wir haben jetzt 2018, Oktober um genau zu sein, und ich bin mir in Sachen Erziehung so sicher, wie nie zuvor. Ich zweifle nicht mehr, ich missbrauche meine Macht nicht mehr und alles hat sich entspannt. Durch die Änderung, die ich und anschließend auch mein Partner (jeder für sich) durchlebt hat, haben wir es geschafft wieder ein Team zu sein. Ich muss dabei oft an einen Satz denken, den mir eine Bekannte einmal gesagt hat: „Ich bin die Mutter und nicht die Freundin meiner Kinder.“ Ich sehe das heute anders: Ich bin die Mutter, aber ich will eben auch eine Freundin sein. Ich muss dabei nicht perfekt sein, aber ich will es gut machen. Ich will Menschen so begegnen, wie ich es mir für mich wünschen würde und dabei ist mir vollkommen egal, wer da vor mir steht und wie alt er ist.  Und ich habe eine weitere Tugend für mich mitgenommen: Ich muss nicht jedem gefallen und ich kann die Welt nicht retten, aber eben doch meinen Beitrag dazu leisten, sie ein wenig besser zu machen. Mit meinem Buch versuche ich es und will anderen Müttern dabei helfen aus dieser sinnlosen, kräftezehrenden Machtkampfspirale zu kommen.


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Sabrina