Es soll Kinder geben, die im Restaurant fein bei Tische sitzen und sich auf die dort präsentierte Speise konzentrieren. Es soll Kinder geben, die sich am Buffet stets nach dem Motto „weniger ist mehr“ bedienen und den älteren Damen und Herren Vortritt gewähren. Es soll sogar Kinder geben, die ruhig auf dem Stuhl sitzen und nicht einmal daran denken während des Essens aufzuspringen, um sich der benachbarten Spielecke zu widmen. Ja, vielleicht gibt es solche Kinder, aber meine sind es dann nicht.

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Wie ihr vielleicht wisst, waren wir über das Wochenende verreist. Dazu zählte neben all den Highlights unter anderem auch das gemeinsame Essen in einem Restaurant. Morgens und abends durfte vom Buffet gewählt werden und zum Mittag kehrten wir in gutbürgerliche Restaurants ein. In den wenigen Tagen lernte ich eine große Mamaweißheit dazu: Keep calm and eat on! Ich glaube nun zu den getüvten Mamas für die auswertige Einnahme von Mahlzeiten zu zählen, weiß aber, dass wir von gemeinsam-bei-Tisch-Essen-wie-in-der-Werbung meilenweit entfernt sind.

Mitgebracht habe ich euch dafür eine Portion Tipps und Erkenntnisse, die ihr gerne in die Welt tragen dürft.

Tipp Nr. 1: „Mama, ich muss kacken“

Man bewegt sich ins Restaurant, legt die Kleidung ab, man bedient sich beim Buffet, nimmt eine schöne warme Speise, jubelt innerlich, dass alle Kinder am Tisch mit Essen sitzen und ist gerade dabei seine erste Portion in Richtung Mund zu schieben. Da ertönt es. „Mama, ich muss kacken“. Es ertönt so laut, dass die Omi am Nachbarstisch die Nase rümpft und entsetzt schaut. Als liebevolle Mama, möchte man natürlich nicht, dass das arme Kind nicht essen kann und fragt nach, wie dringend das Bedürfnis sei. „Du? Ist es sehr dringend? Wir haben uns doch gerade zum Essen gesetzt.“. „Ja, ich muss ganz doll – es drückt“ (->so laut, dass nun der übernächste Tisch interessiert schaut.) Mama: „Aber warum warst du dann nicht vor dem Essen auf Toilette?“. Kind: „Na, weil es da nicht gedrückt hat!?“. Mama: „Na supi, vielleicht kannst du noch 10 Minuten aushalten?“. Das Kind schaut entrüstet und erwidert lautstark: „Soll ich meinen Popo etwa so lange zusammendrücken, damit die Kacke nicht rausrutscht?“. In diesem Moment hatten wir die Aufmerksamkeit des ganzen Speisesaales sicher. Ich entschied mich dazu aufzustehen, dass Kind an der Hand zu nehmen und Richtung Toilette zu wandern. Als wir dann auf der Toilette waren, schaute mich mein Junge verdutzt an: „Mami, vor Aufregung muss ich nun gar nicht mehr.“. Das Ende vom Lied könnt ihr euch vorstellen – als ich den Raum wieder betrat, hatte ich das Gefühl, als hätte man die königliche Kackwurst als Beweis auf dem goldenen Tablett erwartet – so erwartungsvoll waren die Blicke auf uns gerichtet. Ich entschloss mich zur Duck-und-weg-Nummer – ging zurück an meinen Tisch und verspeiste das inzwischen kalt gewordene Essen.

Mein Tipp lautet also: Vor dem Essen den Kack-Check-machen und damit solchen Angelegenheiten aus dem Weg gehen. Ich frage nun immer ausgedehnt: „Musst du nochmal?“, „Wirklich nicht?“, „Dann geht es aber nicht kacken!“.

 

Tipp Nr. 2: „Ich bin ein Gummibär“

Ihr denkt, dass man Kinder mit Spielen am Tisch beschäftigen kann? Ja, durchaus – aber es kommt auf die Spiele an. Ich empfehle euch niemals „Ich sehe was, was du nicht siehst“ oder „ich bin-Spiele“. Die Spiele sind gut fürs Auto – aber echt blöd für Gaststätten, zumindest habe ich das gelernt. Kind: „Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist rot“. Mama fängt an zu raten: „Die Tischdecke? Die Kerze? Die Gardine?“ „Nein, nein, nein!“. Man rät weiter und rät. Das „Nein“ wird immer lauter, es wird gekackert. Irgendwann fällt der Mama nichts mehr ein und es folgt ein entnervtes „Verrate es mir doch“. Das Kind zeigt mit ausgestrecktem Finger in die Richtung eines Mannes am Nachbartisch: „Da, dem sein Pickel auf der Nase“. In dieser Situation hat man zwei Möglichkeiten: Flüchten oder so tun als habe man es nicht gehört. Ich entscheide mich für 2.

Genauso schlimm ist das Spiel „ich-bin-ein“. Es ist toll zur Überbrückung. Einer macht etwas vor (z.B. ein Geräusch oder eine Bewegung) und die anderen erraten, was das sein soll. Als Einstieg erfolgt meist was smartes. Das verzückte Kind macht einen Schmetterling vor und die Rentner vom Nachbartisch sind verzaubert. In der Regel ist es für Jungs aber steigerungswürdig und muss daher mehr Power bekommen. Wenn dein Kind den Punkt erreicht hat, dass es ein Gummibär stehend auf dem Stuhl vorführt und dabei auf und nieder hüpft, sollte das Spiel abgebrochen werden. Genauso solltest du das Spiel versuchen umzulenken, wenn dein Kind laute Schnarchgeräusche „rrrrrrrrrrrrrrrrrrzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzuuuuuäääääääähhhhhhhhhhh“ von sich gibt und beteuert, dass so der Papa immer klingt.

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Tipp Nr. 3 „Such dir was Leckeres aus“

Wir sind liebevolle Mamis, wir möchten unsere Kinder zu Selbständigkeit animieren. Bei einem Buffet ist das doch ideal – warum sollte man da nicht den 4 Jährigen den Teller in die Hand drücken und ihn einfach mal selbst auswählen lassen? Ich kann es euch beantworten – heute. Ein 4 Jähriger holt sich nicht 1 Sache, die er gerne essen möchte. Ein 4-Jähriger kommt mit einer Elefantenporition für eine 9 köpfige Raupe zurück und hat so ziemlich alles aufgeladen, was am Buffet stand. Zusätzlich hat er noch die Finger in das Ketchupschälchen getunkt und augenscheinlich am Pullover später abgestrichen. Wenn du dir keine blöden Blicke von anderen Gästen fangen möchtest, weil dein Kind von 10 verfügbaren Erdbeeren, 10 Erdbeeren auf seinen Teller geladen hat, dann gib ihn Vorgaben oder unterstütze die Auswahl. Vermeide zusätzlich das Eis als Nachtisch. Nach 3 Löffeln ertönte „mein Bauch ist schon voll“. Vor uns stand ein Hauptmenü – 3 Bissen, 1 Eis – 3 Löffel, 9 Erdbeeren, ein Banane und ein Joghurt. Damit es nicht doof aussieht, wurden die „Reste“ geteilt und es gingen 3 platzende Erwachsene zurück aufs Zimmer.

 

Tipp Nr. 4 „Karate Kid nimmt keine Rücksicht auf Andere“

Wie aus dem Nichts war er da: Karate Kid. Karate Kid war in etwa 3 und beherrschte die Kampfeskunst höchst stilvoll. Ich war überrascht, welch Kräfte in meinem Kind schlummern, als er aufsprang und Karate Kid mit ebenso sonderbaren Bewegungen entgegen lief. Es dauerte 3 Minuten, bis ich realisierte, dass mein Kind da mit einem Karate Kid Kind gerade Karate Kampf spielt inmitten des Speiseraumes. Es war plötzlich still, die Leute guckten, einige schüttelten mit dem Kopf, andere lachten und ich wägte ab ob ich einfach mit den Kopf schüttelte oder mich ins Gefecht stürzen sollte, um meinen Ninjasohn zurück zu ordern. Ich stand also auf, beugte mich langsam zu ihm nieder und flüsterte ihm ins Ohr, dass wir noch essen und das hier keine Kampfarena sei und ob er nicht lieber mit seinem neuen Freund etwas ruhigeres spielen möge. Ich frage mich immer, warum genau in solchen Momenten die Kinder nicht hören. Sie entschieden sich also weiter zu kämpfen und dazu noch lautes „hiiii jaaaa“ zu schreien. Das Ende vom Lied war es, dass ich meinen Ninjasohn wie eine Ninjamama aus der Situation nahm, zurück zum Tisch begleitete, den uns folgenden Karate  Kid entgegen stellte, der immer noch Karate aufführte – dieses Mal wohl gegen mich und dann das Gebäude zeitnah verließ.

Mein Tipp: Einen richtigen Tipp gibts dafür nicht, selbst in Oberwiesenthal ist man vor Karate Kids nicht sicher 😀

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Tipp Nr. 5: Zu gut erzogen, ist nicht die Lösung

Unser Kleiner ist ein ganz ausgeglichener Typ. Er räumt sogar gerne auf (ja, ich weiß – das ändert sich bestimmt noch). Er ist manchmal sogar etwas übereifrig. Das musste ich im Urlaub auch lernen. Ihm fiel eine Nudel runter. Man versucht das Kind zu beruhigen – ist ja nicht schlimm. Man versucht dem Kind eine Alternative anzubieten, zwecklos. Irgendwann lies ich ihn aufstehen. Plötzlich war er beruhigt. Ich wunderte mich wieso und sah, dass er die heruntergefallene Nudel gerade köstlich verspeiste. Okay, ich weiß, dass ordentlich sein schön ist, aber, dass er heruntergefallenes wieder aufheben muss, um es zu essen – darüber hatten wir noch nicht gesprochen. Es war jedoch ohnehin zu spät – die Nudel war weg und das Kind wieder glücklich.

 

Und die Moral von der Geschicht?

Wer jetzt noch meint, dass man mit 4 Jährigen und einem 1 Jährigen ruhig essen gehen kann, der möge das Märchenbuch zuklappen. Wir waren in einer wunderbar familienfreundlichen Einrichtung, inkl. Spielecken (später dazu mehr), aber auch dort ist es einfach nicht möglich in Ruhe zu essen, ganz ohne Zwischenfälle. Man sollte deshalb wohl einfach mit einer gewissen Grundeinstellung herangehen und sein perfektes Essen mit Kindern anders definieren oder einfach sich direkt für die Ferienwohnung entscheiden. Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass meine Suppenkasper eines Tages in der Lage sein werden ihre Herzensdame nach Knigge auszuführen, auch wenn wir momentan noch etwas weiter weg davon sind

 

Viele Grüße von Sabrina, die gerade eine Woche Urlaub vom Urlaub macht und den Kaffee genießt, während die Kids in der Kita schlummern 😉

* Dieser Beitrag ist bewusst überspitzt geschrieben. Er ist völlig wertungsfrei und erhält keine Vorgaben zur richtigen Erziehung. Er spiegelt einfach nur einen schrecklich realen Familienalltag wieder.*