In der letzten Zeit überschlagen sich die Beiträge zu Regretting Motherhood. Es geht dabei um Mütter, die offen dazu stehen, dass die Zeit ohne Kinder für sie die „bessere Wahl“ gewesen wäre. Mitunter ist es strittig, ob in diesem Zusammenhang die Aussage: „Sie bereuen es, nun Eltern zu sein“ zutrifft – so sei es einfach mal dahin gestellt.

In der ersten Zeit waren wir recht angetan vom Mut weniger Frauen. Es ist nicht ohne, sich offen hinzustellen und zu äußern, dass man eine „Regretting Mom“ ist, dass man sich die Zeit vor dem Kind zurück wünscht und sogar sich gegen ein Kind entscheiden würde, wenn man erneut die Möglichkeit hätte sich dafür oder dagegen zu entscheiden. Wir bewunderten, dass Frauen sich offen äußern, dass sie sich in der Mutterrolle nicht wohl fühlen, dass „Mutter“ nicht alles für sie ist – ja, wir haben Verständnis dafür.

genervte mutter

Doch was aus diesem kleinen Anfangsschub geworden ist, bringt uns zur Verwunderung – im negativen Sinne, es macht uns stellenweise richtig sprachlos. Im Internet wird das Thema Regretting Mom dermaßen gepusht und hochgeschaukelt, dass man als Außenstehender schnell zur Annahme kommen könnte – es handelt sich dabei um ein Massenphänomen. Realistisch betrachtet, handelt es sich dabei jedoch nur um einen recht kleinen Anteil von Müttern. Uns nervt es, dass man hier mal wieder mit dem Pauschalisierungshammer unterwegs war und es nun so wirkt, als bereue jede 2. Mutter ein Kind zu haben. Man spricht reihenweise Mitleid aus, weil Erna nun ein Kind hat – es aber bereut. Läuft hier nicht etwas falsch?

Regretting Moms sind für uns das Gegenteil von „Helikoptermüttern“. Wie vielen Helikoptermütter werden gehypt, weil sie um ihre Kinder kreiseln und wie vielen davon spricht man dann sein Mitleid aus? Was ist mit den Müttern, die kein Extrem sind? Sind diese weniger wert oder wichtig?

 

Keiner ist zum Muttersein geboren

Betrachtet man die Geburt eines Kindes und die darauf folgende riesen Verantwortung einmal realistisch, so ist es doch rein logisch, dass man sich erst einmal einfinden muss. Niemand wird als Mutter geboren. An den wenigsten geht die erste Zeit spurlos vorbei und wir kennen keine Mutter, die sich die Kinder noch nie auf den Mond gewünscht hat für kurze Zeit. Das soll nicht heißen, dass wir absolut kein Verständnis haben, wenn sich Leute in dieser (neuen) Rolle unwohl fühlen, aber die Mehrheit wächst an dieser Aufgabe und findet sich ein.

Ein Kind nervt manchmal, es nimmt die Aufmerksamkeit in Anspruch – ja, es waltet und schaltet sogar unseren Alltag in vielerlei Hinsicht. Man ist dann – und das sollte vor jeder Schwangerschaft klar sein – viele Jahre gebunden, eingeschränkt und verantwortlich. Es verrutschen Werte, Freunde wechseln, man setzt neue Prioritäten, aber hat man dafür nicht auch eine ganz neue Aufgabe? Hat das Leben dadurch nicht einen ganz neuen Sinn, neue tolle Freunde, Abwechslung? Für viele Eltern ist ein Kind also nicht nur eine „Last“, sondern auch ein Zugewinn und somit hält sich die Waage.

Was sich für uns also klar darstellt: Überforderung, Müdigkeit, Gereiztheit, Lustlosigkeit und und und sind ganz normale Begleiterscheinungen einer Mutter und wir wissen nicht, ob es sinnvoll ist in diesem Zusammenhang immer gleich von #regrettingmom zu sprechen. Wahrscheinlich ist den wirklich Betroffenen damit eher schlecht als recht geholfen.

 

müde mutter

Weder das eine noch das andere – was nun?

Wieder einmal wird in den Weiten des Internets ein neues Extrem dargestellt, wieder eine neue Form der „Mutterschaft“ beleuchtet und wieder werden viele Mütter verunsichert und fragen sich womöglich noch „Zähle auch ich dazu?“! Hinzu kommt, dass inzwischen die Grenzen von postpartalen Depression zu regrettingmom dermaßen verwischt werden, dass es sich wie ein und die selbe Diagnose anhört. Gerne könnt ihr hier noch einmal nachlesen: *hier gehts zum Beitrag über das Tabuthema Depressionen*

Es sind immer diese besonderen Formen über die massiv und ausgedehnt diskutiert wird und durch diese unserer Meinung nach ein falsches Bild der Mutter-Kind-Beziehung an sich ensteht. Entweder du bereust es Mutter zu sein, weil du heute mal genervt von deinem Kind bist oder du wirst von der anderen Gemeinschaft, der „Übermütter“ mit Sätzen und Fragen bestraft, warum du dein Kind nach Feierabend nicht sofort aus dem Kindergarten holst, anstatt dir selbst noch ein paar Minuten Freiraum zu gönnen. Man wird als regretting mom abgestempelt, weil man sich bewusst einmal nur für sich Freiräume schaufelt und 40 h die Woche arbeitet und im Gegenzug dazu erfüllt man das Klischee der Glucke, wenn man sich für das „spießige“ Hausfrauendasein entschieden hat…Die Wahrheit liegt in den meisten Fällen irgendwo dazwischen, weil die Breite Masse keinem Extrem entsprichtl.

Kurz gesagt: Das, was uns alle tatsächlich betrifft, wird wieder außen vorgelassen! Das, was eigentlich „normal“ ist, was tausende andere Frauen als Mutter ausmacht! Nämlich keine dieser Extreme, die nur noch aufgezeigt werden, sondern ganz einfache Frauen, die durchaus wie bereits oben geschrieben, überfordert sind, übermüdet, oder gereizt, weil es nicht perfekt läuft und dafür an anderen Tagen umso stolzer auf ihre Kinder sind! Es ist Ok so und man ist auch dann oder eben gerade dann eine sehr gute Mutter! Also warum weiter sich von diesem Hype mitreißen lassen und vielleicht noch sich selbst infrage stellen? Nach der Helikoptermutter, kam die regretting mom und nach dieser wird uns von den Medien das nächste Modell vorgeführt werden…nicht zuletzt sind wir alle eines: Mütter und keine „Schubkastenwesen“

 

Sabrina & Bianca