In meinem Kopf ist gerade so viel los. Ich bin genervt. Genervt von so vielem Zeug, das rumliegt, genervt vom „Müll“, den wir produzieren und von der Art, wie unachtsam wir leben. In den letzten Monaten wuchs das Gefühl in mir, dass ich an unserem Konsum irgendwann ersticken könnte. Angefangen hat es damit, dass ich den Kühlschrank öffnete, dieser randvoll war und ich nicht wusste, was ich mit dem ganzen Inhalt kochen sollte. Egal, Hauptsache die Auswahl war da. Zugegeben bin war ich wohl ein Mensch, der gerne kauft, der es mag Platz zu haben und das Gefühl liebt, dass es an nichts fehlt und doch wuchs in mir in letztem Jahr immer mehr die Frage: Brauch ich das wirklich alles? Ist es wirklich wichtig viel zu besitzen? Bin ich jemand, der sich über seinen Besitz definieren will oder den andere darüber definieren?

Vor mehr als einem Jahr las ich das Buch „magic cleaning“* von Marie Kondo. Ich glaube, dass ich über eine Facebookgruppe darüber gestolpert bin und es war, als hätte man mir damals angefangen ein paar Stöpsel im Körper zu ziehen. Es war nicht mehr so, dass ich in der Wohnung saß und dachte: „cool, was wir so alles haben.“ Sondern eher: „Verdammt, wo kommt das alles her und brauchen wir das wirklich?“ Damals begann eine Zeit in der ich die Küche aussortierte und mich zum Beispiel von 20 nicht glücklich machenden Brotdosen trennte. Ich verkaufte viele Sachen, spendete einiges und vieles flog auch in den Müll, weil es keinen Wert mehr hatte – weder für uns, noch für andere. Diese ersten Ausmistphasen habe ich längt überwunden und bin inzwischen sozusagen bei Level 2 angekommen. Ich entkerne meine Wohnung derzeit regelrecht.

Ich will unseren Hausrat auf die Teile beschränken, die wir wirklich nutzen und nicht die Teile, die wir vielleicht in einem oder zwei Jahren einmal nutzen könnten.

Aller Anfang ist schwer….

Das Schwerste war für mich eigentlich den ersten Schritt zu tun und anzufangen. Klar ist man davon genervt, dass gefühlt überall etwas rumsteht, aber sich aufzuraffen und zu erkennen wo man anfängt, war nicht ganz so einfach. Ich habe festgestellt, dass es aber fast in jedem Haushalt Gegenstände und Bereiche gibt, die direkt einmal kritisch beäugt werden können:

  • Kleidung aller Familienmitglieder: Gerade bei mehreren Kindern, wo die Kleidung teilweise aufgetragen wird, häufen sich Oberteile, Mützen, Jacken, Hosen, Schuhe usw. sehr schnell an. Das Ding ist: Man braucht z.b. genau genommen nur eine dickere Jacke für den Winter, eine leichte für den Frühling und eventuell noch eine wasserdichte Jacke für den Herbst. Ich habe so viele Jacken hier gefunden, dass ich eine ganze Kitagruppe hätte ausstatten können. Die Kinder entschieden sich also für ihren Liebling und der Rest wurde verkauft bzw gespendet.
  • Plastebehälter ohne Deckel: Ich habe oben schon die Brotdosen angeschnitten. Ich hatte unzählige davon. Am Tag benötigt man maximal eine. Diese kann man wiederum auswaschen. Hinzu kamen einige ohne Deckel, die genau genommen damit nutzlos waren.
  • Kosmetikartikel: Zig Cremes, Proben, Schminke, die nicht genutzt wird. Ich habe radikal aussortiert und nur das behalten, was ich auch wirklich gerne nutze.
  • Deko, die nur vollstellt: Deko mag ich auch sehr, aber ich habe festgestellt, dass ich viele Sachen einfach nur behalten, weil sie mir beispielsweise geschenkt worden und irgendwo hinstelle, damit da eben etwas steht. So wirklich Sinn macht das natürlich nicht: Weg damit!
  • Bücher. Mein Mann sagte einmal zu mir: „Bücher wirft man nicht weg!“. So hatten wir mehr und immer mehr Bücher. Nun stellt man sich realistisch die Frage, welches der Bücher man vielleicht auch ein 2. Mal lesen würde. Richtig! Es sind die Wenigsten. So habe ich hier mehr als 50 Bücher in die Tonne geschmissen und bisher keines vermisst. Nur meine wirklich geliebten Teile stehen noch im Regal und ich weiß bei jedem einzelnen Buch davon, warum ich es behalten wollte.
  • Übertöpfe: Zu jedem Geburtstag bekomme ich Blumen. Oftmals sind sie direkt eingepflanzt in einem schönen Übertopf. Hin und wieder kaufe ich auch Pflanzen – im Übertopf. Ich habe also Übertöpfe in überdimensionalen Ausmaß, bzw. hatte es. Nun sind sie in den Müll gewandert (wenn zersprungen) oder wurden verschenkt (wenn nicht in Benutzung).
  • alte Babysachen: Wenn der Satz anfängt mit „oben auf den Dachboden“, dann ist es meist ein Alarmsignal. Oben auf dem Dachboden beherbergten wir: Babyschale, Wagen, Babyspielzeug, Babydecken, Babyschaukel usw. Fakt ist: wir haben ausgebabyt. Nun war ich ja früher nicht doof und meinte: „Lass und das für unsere Enkel aufheben“. Inzwischen habe ich erkannt, dass der Plan hinkt. Ich glaube meine Kinder würden es weniger lustig finden, wenn ich einen LKW vorfahre und dort die „eingelagerten Babysachen“ später abkippe. Ich habe mich entschieden Dinge aufzuheben, die sie wirklich über dem Maße gerne genutzt haben oder die so hochwertig sind, dass ich sie einfach behalten möchte. Hier gilt: Klasse statt Masse.
  • CD´s: CD´s haben wir FRÜHER gerne gehört. Heute nutze ich einen USB Stick oder streame. CD´s sind somit überflüssig geworden und machen nichts als Platz rauben. Ich habe daher ganz schmerzlos mich von meinen CD´s getrennt.
  • Stifte: Schon mal durchgeschaut wo überall Stifte liegen? Ich habe alle zusammen getragen und war entsetzt.

auferlegte Kaufverbote

Oben schrieb ich, dass ich in „Ausmistphasen“ durch die Wohnung tigerte. Das hat auch einen Grund. Ich sortierte einen Bereich aus und schwupp bestellte ich mir dann einfach mal 3 neue Kleider. Es wurde also nicht weniger. Ich verlagerte einfach nur die Problemzonen. Es dauerte ein wenig, bis ich das so richtig erkannte. Der Groschen ist auf jeden Fall gefallen.

  • Halbe Kerzen: Ohne Mist, ich habe in sämtlichen Räumen halbe Kerzen. Irgendwann wurden sie mal angezündet und dann nie wieder angeschaut. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie jetzt alle verbrauche ist gering. Ich kaufe also vorerst keine Kerzen mehr (Möbelschwedengefahr!!!) bis alle Kerzen aufgebraucht sind.
  • Stoff! Seit mehreren Monaten bin ich konsequent im Stoffkaufverbot. Ich habe den Schrank bis unter die Decke voll mit Motivstoffen. Ich bekommen hin und wieder Stoffe zum Probenähen zugesandt und auch, wenn eine Stoff besonders schön ist, habe ich festgestellt, dass mir nichts passiert, wenn ich ihn nicht kaufe. Ich habe mir vorgenommen meinen Vorrat an Motivstoffen jetzt abzubauen, bevor ich neue Stoffe kaufe.
  • Taschen: Ich habe mir nun eine wirklich schöne gekauft, die neutral und zeitlos ist. Es braucht keine 20 weiteren Taschen.

Generell bin ich dabei mir Impulskäufe zu verkneifen. Das klappt natürlich nicht immer, aber ich merke oft, dass ich nicht mehr direkt den Warenkorb fülle.

Wie ich Impulskäufe unterdrücke:

  • Online sende ich die Bestellung erst einen Tag später ab und schlafe eine Nacht mit gefüllten Warenkorb drüber.
  • Ich frage mich ganz ehrlich, ob ich es wirklich haben muss und ob es mein Leben negativ beeinflussen würde, wenn ich es nicht habe.
  • Ich gehe in verlockende Läden (Möbelschweden!!!) nur noch mit Einkaufszettel und genauem Vorhaben.
  • Ich packe mir erst gar nicht viel Geld ein oder setze mir ein fixes Budget für „Krimskrams“.
  • Ich schmeiße für jedes neu gekaufte Teil eines weg (z.B. Kleidung, Schuhe)
  • Ich setze mir mit Apps einen Kontoticker, der mich informiert, wann mein monatliches Maximalbudget aufgebraucht ist.
  • Ich habe für mich erkannt, dass ich lieber etwas qualitativ hochwertiges kaufe als 3x etwas Billiges und dann unglücklich bin.
  • Ich lasse mich von sogenannten Trends nicht mehr so mitreißen.
  • Aufschreiben, was ich schon geschafft habe und was ich mir zum Beispiel nicht gekauft habe und dahinter die Summen notieren – Motivation hoch 10.

Insgesamt betrachtet, bin ich im Gegensatz zu vor ein, zwei Jahren schon ein paar große Schritte weiter. Ich habe erkannt, dass wir in einer Konsumgesellschaft leben und natürlich gewünscht ist, dass wir möglichst viel anschaffen. Wir leben nach dem Prinzip schneller, höher, weiter und definieren uns immer weniger über unsere Persönlichkeit, dafür aber viel mehr darüber, was wir alles haben. Schiebt man das aber alles einmal beiseite, dann kommt man zur Kernerkenntnis:

Egal, wie viel man kauft und was: Es wird nur kurze Zeit glücklich machen. Danach möchte man wieder etwas Neues.

So geht es uns mit Kleidung, Autos, Handys und vielen anderen Kosumgütern, wo sich der Trend schnell ändert. Uns wird vermittelt, dass wir immer das Neuste, Beste, Schönste brauchen, um mit der Masse mithalten zu können. In Wirklichkeit werden wir damit manipuliert. Wir sollen kaufen, kaufen und kaufen. Meine Wohnung beinhaltet inzwischen 50% von dem, was wir einst hatten. Wir sind nicht weniger glücklich, im Gegenteil: Wir sind zufriedener. Die Spielzeugmenge der Kinder habe ich in den letzten Wochen halbiert (mit ihrer Zustimmung) und sie vermissen nichts. Mein Ziel ist es irgendwann ein Haus zu haben, dass nur das beherbergt, dass wir wirklich brauchen und lieben und nicht das, dass uns aus einer Laune heraus zugeführt wurde oder wir selbst angeschafft haben.

Zum Schluss möchte ich noch einen kleinen Tipp geben: Wenn du auch ausmisten möchtest – sortiere es wirklich aus. Fang gar nicht erst damit an, es auf den Dachboden zu stellen, irgendwo zu sammeln oder darauf zu warten, dass es jemand kauft. Spende es, verschenke es, verkaufe es innerhalb einer Woche oder wirf es weg, aber befreie dich recht zeitnah davon. Die Gefahr ist zu groß, dass es sonst an anderer Stelle deine 4 Wände zumüllt.

Bist du auch am Ausmisten? Wie siehst du das mit dem Konsum?

P.S. Lies auch unseren Beitrag zur Stoffsucht.