Ich hatte Anfang Januar die wundervolle Möglichkeit Natascha Wegelin oder besser bekannt als “ Madame Moneypenny „ zu interviewen und besonders einmal in Bezug auf Mütter, beziehungsweise Familien, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Mit Kindern verkompliziert sich gefühlt die gesamte Finanzsituation innerhalb der Familie ein wenig. Es fallen neue Ausgaben an, man fällt durch etwaige Erziehungszeiten beruflich aus und nicht selten gelingt der Spagat zwischen Kinderbetreuung und Vollzeitanstellung eher schlecht als recht. Hieraus ergeben sich wiederum Lohneinbußen und im schlimmsten Fall Rentenlücken.

Sind besonders Frauen betroffen? Ein Elternphänomen?

Mir drängt sich der Eindruck auf, dass besonders Frauen die (sich aus der Erziehungszeit) ergebenden Nachteile tragen. Meist sind sie es, die zur Betreuung der Kinder den Job pausieren. Viele von ihnen kehren im Anschluss dieser Auszeit im Teilzeitmodell wieder in ihren Job zurück. Andere Frauen entscheiden sich vorerst nur für die Kinder da sein zu wollen. Männer, die ganze 12 Monate oder sogar länger Elternzeit beanspruchen, sind immer noch die Ausnahme. Ich selbst weiß durch die Elternzeit und Geburten meiner 3 Kinder nur zu gut, welch Auswirkungen der Ausfall mit anschließender Teilzeit sogar noch Jahre später nach sich ziehen kann (besser gesagt: wird).  Ich bin mir dennoch absolut sicher, dass Eltern nicht bewusst oder gar mit Anlauf in diese Situation tappen, sondern dies der Tatsache geschuldet ist, dass eine eventuelle Rente gefühlte Lichtjahre weit entfernt liegt – der Fokus liegt auf den Kindern. Die Vorstellung, dass man durch einen Schicksalsschlag gar den Partner verlieren könnte und damit finanziell auf eigenen Beinen stehen müsste – damit sogar seinen Lebensstandard unter Umständen nicht mehr halten kann, macht auch keinen Spaß. Also schiebt man solche Gedanken besser weg und vertagt sie auf „irgendwann einmal kann ich mir da Gedanken machen, aber nicht heute“.

Auf der anderen Seite möchte man trotzdem für die Kinder einen Blick in Richtung Zukunft wagen. Viele meiner Leserinnen empfinden es laut Umfrage als wichtig, für die Kinder ein Polster für spätere Ausgaben (Auto, Studium, Führerschein, erste Wohnung) anzulegen. Und so finden wir uns im Spagat „Leben und Finanzen“ wieder, der es Eltern meiner Meinung nach gar nicht so einfach macht.

Für die eigenen Kinder sparen, obwohl man selber für sich nichts wegpackt?

Natascha vergleicht diesen Fall mit einem turbulenten Flug: „Ich gehe da gerne so ran: Erstmal für sich selber sorgen und dann für die anderen. Man könnte es mit der Situation im Flugzeug vergleichen. Erst setze ich mir selbst die Sauerstoffmaske auf und dann kann ich für andere sorgen. Wenn Schulden im Spiel sind – im Sinne von Kosumschulden (beispielsweise ein Kredit für einen TV im Wert von 5000 €) – dann sollte man sich zunächst darauf fokussieren diese wieder loszuwerden.“

Im weiteren Gespräch schildert sie: „Trotzdem sollte man im Idealfall so früh wie möglich damit anfangen für sich zurückzulegen und darauf folgend für die Kinder. Das Schöne an den Kindern ist ja, dass man länger Zeit hat. Man muss nicht mit 500 Euro-Sparplänen im Monat anfangen. Beispielsweise fängt man mit 25 € im Monat an und stockt es nach und nach auf.  Diese 25 Euro haben 20 und mehr Jahre Zeit zu wirtschaften bevor die Kinder einmal in Rente gehen oder was es auch immer bis dahin geben wird. Kurz gefasst: Der Notgroschen bleibt für mich immer die Nummer 1 und erst dann kommt das sparen. Leider sehe ich genau das teilweise bei Eltern nicht. Die Rücklagen für Notfälle fehlen, aber es muss 5x im Jahr in den Urlaub gefahren werden. Solange man das für sich entscheidet, okay – aber sobald Kinder mit im Spiel sind, finde ich das kritisch.“

Leichtsinniges Wetteifern der Eltern?

Uns kommt im Gespräch der Gedanke, dass dieses falsche Setzen von Prioritäten vielleicht etwas mit dem Druck der Gesellschaft zu tun hat. Wenn alle anderen Familie gefühlt 5x im Jahr in den Urlaub fliegen, dann fühlt man sich als Außenseiter, wenn man nicht mithalten kann. Man denkt in dem Moment vielleicht sogar an das Kind und möchte ihm nicht irgendwelche Erfahrungen versperren.



Natascha ist sich sicher, dass hier der Knackpunkt liegt: „Es erfordert keinen Mut Geld zurückzulegen, aber es erfordert Mut sich von solchen Zwängen loszureißen und zu sagen, dass man eben nicht wie Familie Müller-Meier nach Thailand fliegt, weil das Geld eben nur für die Ostsee reicht. Das ist schon ein gewisses Ausbrechen.“

Wenn Frauen sich in die Abhängigkeit begeben und darin feststecken

Im Buch von Natascha, dass den gleichnamigen Titel zu Blog: „Madame Moneypenny“* trägt, kam mir der Eindruck, dass Natascha es eher nicht gut findet, wenn eine Frau über keine eigenen Mittel verfügt, sich sozusagen voll und ganz der Kinderbetreuung widmet und damit in die finanzielle Abhängigkeit des Partners begibt. Für mich war es umso interessanter dort noch einmal nachzuhaken. Ich selbst habe mich oft dabei erwischt, wie ich zwischen einem konservativen Frauenbild und einem eher feministischen Frauenbild hin- und her überlegte, weil es gewiss immer zwei Seiten der Medaille gibt. Die Vorstellung sich voll und ganz den Kindern widmen zu können, ist durchaus verführerisch und doch hat sie einen großen finanziellen Haken.

Natascha: „Ich finde schon, dass man sich als Hausfrau in gewisser Weise in eine Abhängigkeit begibt. Und darüber hinaus finde ich es viel zu selbstverständlich – da sind wir wieder bei dem Problem mit Erwartungen der Gesellschaft – dass die Mama in den meisten Fällen zu Hause bleibt. Warum ist das so? Dann bleiben viele Frauen viele Jahre zu Hause und dann ist der Zug abgefahren. Wenn man bei Eltern einmal nachfragt, wer zu Hause bleibt, folgt just „Die Frau natürlich“. Aber wieso ist das so natürlich, dass die Frau 2 oder mehr Jahre aussetzt? Bei Arbeitgebern ist diese Problematik auch noch überhaupt nicht angekommen. Wenn da ein Papa 4 oder mehr Monate Elternzeit nehmen will, dann ist da oft gar kein Verständnis da. Ich denke jedoch schon, dass man um die biologischen Gegebenheiten drum herum eine gleichberechtigte Elternzeit gut organisieren könnte. Hierfür braucht es nicht zuletzt einen Partner, der kompromissbereit ist. Was spricht denn dagegen, dass zum Beispiel beide Eltern in Teilzeit arbeiten solange die Kinder kleiner sind? Es ist ein Stück weit auch die Verantwortung einer jeden Frau für sich einzustehen und zu sagen: „Hey, wie wollen wir das eigentlich machen?“, und das Thema aktiv anzusprechen und für sich zu verhandeln.

Diese Abhängigkeit vom Partner (egal ob Mann oder Frau) ist einfach auch gefährlich. Wir jungen Frauen sind da auch ein bisschen naiv und denken, das wird schon alles irgendwie. Die Frauen, wo es dann doch nicht ganz so easy lief, sitzen dann bei mir im Seminar und sagen, dass übermorgen der Scheidungstermin ist und fragen danach was sie jetzt noch tun können. Das ist total hart und viele Frauen vergessen es einfach sich dahingehend abzusichern und dann bricht Panik aus, denn mit 50 ist es nicht mehr so einfach, wie mit beispielsweise mit Anfang 30. Vielleicht sollten Frauen sich einfach mal mit älteren Frauen vernetzen, um zu sehen, welche Fälle eintreten können, um aus ihrer Blase ein wenig herauszukommen. Die Scheidungsquote liegt in Deutschland bei ca. 40%. Es betrifft also schon viele Paare.“

Aber man hätte ja dann auch Unterhalt oder?

„Ja, aber dann ist man doch wieder in der nächsten Abhängigkeit. Will man dann darauf hoffen, dass der Mann immer schön zahlt? Und wenn nicht, will man sich dann den teuren Anwalt nehmen und Jahre herumstreiten? Das geht dann immer weiter. Dann lieber hinsetzen und ordentlich planen. Bei älteren Generationen war das sicher noch anders, aber das sind genau die „Babyboomer“, die jetzt alle nach und nach die Nachteile erleben in Hinblick auf ihre Altersvorsorge. Sie wussten es damals einfach nicht besser. Aber eine Frau, im Alter von Mitte 20 bis Mitte 30  im Jahr 2019 mit diesem Wissen, hat aus meiner Sicht keinen Grund in so einer krassen Abhängigkeit zu leben oder zumindest noch nicht einmal darüber nachzudenken an ihrer Situation etwas zu ändern. Diese blinde Reinschlittern lasse ich nicht gelten.“

„Ich will aber für die Kinder da sein!“

Soweit so gut, ich kann die Gedankengänge von Natascha total nachvollziehen und ja, sie hat recht, aber doch gibt es Mütter (es sind häufiger Mütter), die sich vollkommen ihrem Nachwuchs verschreiben, aus einem liebevollen Gedankengang heraus. Sie möchten für die Kinder da sein, das Aufwachsen begleiten und ihnen eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen. Das geht wiederum nur, wenn sie für die Kinder auch physisch da sein können.

„Es ist sicher ein harter Job und auch schön, ich will das auch gar nicht absprechen, aber diese Leistung wird einfach nicht vergütet. Etwas anderes wäre es, wenn die Mutter (oder der Vater in Erziehungszeit) vom Partner einen finanziellen Ausgleich dafür bekommen würde, das dieser Karriere machen kann. Tendenziell wird es aber hier wahrscheinlich schon scheitern.

Frauen sollten auf Jeden Fall ein eigenes Konto haben. Man kann ja gerne zusätzlich ein gemeinsames Konto haben, aber trotzdem sollte jeder doch die Möglichkeit haben, sein eigenes Geld verwalten zu können. Es gibt ein sogenanntes Dreikontenmodell, dort gehen zunächst alle Einnahmen auf ein gemeinsames Konto, von dem alles bezahlt wird. Es gehen gemeinsamen Ausgaben ab, wie Miete, Kosten für Kinder, Versicherungen, Urlaub usw. und das was übrig ist, wird wiederum 50/50 gesplittet und auf die persönlichen Konten aufgeteilt. Dieses Modell geht also von Gleichberechtigung beider Partner aus. Auch hier heißt es solche Bedingungen zu verhandeln. Eine Ehe ist im Prinzip vergleichbar mit einem Unternehmen in dem Gehaltsverhandlungen stattfinden. Ich höre unglaublich oft von Frauen, dass sie gerne ihr Geld verwalten würden, aber der Mann dies nicht zulasse. Wieso ist das so? Ich glaube nicht, dass der Grund wirklich darin liegt, dass die Frauen nachweislich weniger Ahnung haben, sondern, dass Frauen so Unabhängigkeit und Kontrolle erhalten. Beide Partner haben die gleichen Rechte. Im Optimalfall lieben sie sich und dabei sollten das jeweilige Wohlergehen des Anderen im Vordergrund stehen. Man sorgt also füreinander. Nicht vergessen darf man, dass sich durch Schicksalsschläge das Blatt auch einmal wenden kann. Wenn nun die Frau plötzlich Haupt- oder gar Alleinverdiener ist, ist dann 50/50 plötzlich okay? Gerade, wenn eine Frau zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert, dann ist dieses Dreikontenmodell und die Kostenteilung doch das Mindeste, was man für diese Aufgabe verlangen kann.“, so Natascha.

Wie man den Weg zurück in die Unabhängigkeit schafft…

Vielleicht stellt man nun mit Schrecken fest, dass man genau in dieser Abhängigkeitsspirale gefangen ist und die beruflichen Chancen durch die lange Erziehungsauszeit gerade nicht rosarot aussehen. Vielleicht sitzt man auch schon längere Zeit da und merkt, dass man sich eigentlich verändern möchte, aber keinen richtigen Ansatz findet. Daher stellt sich mir die Frage: Wie schafft man es wieder durchzustarten? Welche Schritte sind die Wichtigsten, wenn man aus der „Kinderpause“ heraus wieder Fuß fassen möchte? Was macht man als erstes?“

Natascha: „Der erste Schritt ist, wie schon erwähnt, ein eigenes Konto zu eröffnen, auf dem mein Gehalt landet, sofern es das gibt. Hierfür sollte man das ehrliche Gespräch mit seinem Partner suchen. Es ist gut, wenn man sich zuvor Gedanken gemacht hat, was man möchte und dafür braucht. Im weiteren Schritt sollte man sich grundsätzlich kritisch hinterfragen. Will man unbedingt noch das Eigenheim? Braucht es das überhaupt? Wo liegen meine Prioritäten und stimmen diese mit dem Partner überein? Braucht es ein großes Auto? Im nächsten Schritt sollte man unbedingt selbst vorsorgen für die Rente und sich damit auseinandersetzen, wie groß die zu erwartende Rentenlücke ist. Will man freiwillig in die gesetzliche einzahlen oder in eine private Rentenversicherung oder vielleicht auch sich eine Anstellung suchen und somit absichern? Es gibt hierfür auch die Möglichkeit sich unabhängig beraten zu lassen. Im weiteren Verlauf sollte man schauen, wie man sonst Vermögen aufbauen kann und wenn man aktuell keine eigenen Mittel zur Verfügung hat, dann müssen diese eben vom Partner kommen. Dann wäre es angebracht, dass dieser in die Rentenversicherung zusätzlich mit einzahlt oder auch in einen ETF-Sparplan. 

Nun schreiben mir einige meiner Leser, dass das alles ganz einfach gesagt ist, aber unterm Strich am Monatsende nichts übrig bleibt.

Natascha: „Viele Familien haben Sparpotenzial. Wie oben aufgeführt: große Urlaube, dicke Autos oder das Eigenheim. Man sollte sich ehrlich fragen, was man überhaupt zum Leben braucht. Einige Kostenfallen, wie z.B. Rauchen, Restaurantbesuche, teure Versicherungen lassen sich schnell reduzieren mit etwas Aufwand. Am Ende des Tages ist alles eine Frage der Priorität. Für die Kinder den ganzen Tag da zu sein ist sicher das Nonplusultra, aber wenn es finanziell nicht geht, geht es eben nicht, dann bleibt nur arbeiten. Und in der heutigen Zeit gibt es glücklicherweise das Internet, es bietet uns eine Hülle und Fülle an Informationen. Wir sind in der Lage uns zu belesen und zu informieren. Kostenlose Bildungsangebote und auch Informationen dazu, wie man Vermögen aufbaut sind ja da, man muss sie nur nutzen und seine Zeit investieren.“ 

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Zu Natascha Wegelin:

(c) Natascha Wegelin – www.madamemoneypenny.de

Natascha Wegelin bloggt unter https://madamemoneypenny.de/ zum Thema finanzielle Unabhängigkeit für Frauen. Ich habe zunächst ihre Seite entdeckt, als ich mich endlich mal daran machen wollte meine Finanzen zu durchleuchten und zu verstehen, was ich da eigentlich mit „ETF Sparplan“ abgeschlossen habe. Erst später habe ich ihr Buch gelesen und war begeistert. Ich kann ihre Seite, Buch, Podcast und Profile wirklich jeder Frau ans Herz legen, die sich aktiv mit dem Thema Geld auseinander setzen möchte und keine Lust auf staubtrockene Theorie hat, sondern gelebte Beispiele.

Empfehlen kann ich:

Wie sieht es bei dir und dem Thema Finanzen aus? Alles unter Kontrolle?