Es freut uns sehr, dass wir hin und wieder die Gelegenheit bekommen unterschiedlichste Nähmaschinen zu testen und damit auch zu vergleichen. Bei Facebook und Co. wird so oft nach Erfahrungen gefragt und häufig melden sich dann auch ganz viele Näherinnen mit ihrer Einschätzung. Problem ist dabei jedoch leider, dass jeder andere Erwartungen an ein Gerät stellt und die Vergleichbarkeit sehr schnell hinkt.

Testbericht Gritzner Oberlock Produktbild

 

Allgemein zur Gritzner Overlock 788

Die Overlockmaschine Gritzner 788 gehört zu den Overlockmaschinen im unteren Preissegement. Ihr wohl stärkster Konkurrent ist die W6 N454 D, die wir bereits vor längerer Zeit auf unserer Seite vorstellten. Hier kannst du nochmals nachlesen, wie wir diese Maschine eingeschätzt haben.

Bei Amazon schwankt der Preis immer etwas, gerade ist sie für 298,00 € erhältlich *klick*. Der Normalpreis ist laut Amazon 349,00 €, wobei wir sie schon sehr oft vergünstigt dort entdeckt haben. Mit ihrem Preis liegt sie also ein wenig höher als die Ovi von W6

Für was nutzt man eine Overlockmaschine?

Natürlich möchten wir auch das Thema noch einmal kurz anreisen, weil sicher gerade Nähanfänger sich oft unschlüssig sind, ob man eine Overlock kaufen sollte oder eben nicht. Die Overlock ersetzt KEINE normale Nähmaschine in vollem Umfang. Sie dient dazu vorrangig Kleidung zu vernähen, denn sie tätigt 3 Arbeitsgänge in einem Durchgang, was zu einem sehr sauberen Nähergebnis und Nahtbild führt (vorausgesetzt man bedient das Gerät sinngemäß und es ist keine Montagsmaschine) Sie kann Stoff zusammennähen, versäubern und die überflüssige Nahtzugabe direkt in einem Arbeitsschritt abschneiden. Dabei arbeitet sie nicht mit einer Nadel, sondern mit 2 Nadeln und 4 Fäden (2 Oberfäden / 2 Unterfäden).

Wir können von uns aus sagen, dass eine Overlockmaschine eine wahre Bereicherung für uns war und ist und aus heutiger Sicht ist sie absolut nicht mehr wegzudenken, genauso wie die „normale“ Nähmaschine.

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Lieferumfang und Zubehör

Die Gritzner 788 kam bei uns komplett eingefädelt mit Minikonen an. Man hätte also direkt starten können, muss sich aber dessen bewusst sein, dass es sich um kleine Konen handelt und man daher am besten noch Konen besorgt, bevor der Nähspaß beginnt. Am besten ist es für den Einstieg 4 weiße oder helle Konen zu besorgen und 4 dunklere Konen (schwarz / grau / dunkelblau) um für helle und dunkle Stoffe eine Basisausstattung bereit zu haben. Wer gerne faul ist, muss übrigens nur die beiden ersten Fäden wechseln, denn das sind die, die man außen im gedehnten Zustand eines Kleidungsstückes sieht und da fällt es bei schwarzen Stoff einfach unschön auf, wenn mit weiß vernäht wurde. Da wir immer wieder gefragt werden, welche Konen wir empfehlen können: Am liebsten nehmen wir Toldigarn, aber auch gerne mal das von Lidl aus dem Angebot oder dieses günstige Garn bei Amazon *klick*

Neben den „Startergarn“ waren im Lieferumfang der Gritzner 788 noch folgende Zubehörteile enthalten:

  • 5 verschiedenen Zusatzfüßchen: Elastikfuss, Blindstichfuss, Kräuselfuss, Pailettenfuss und Biesenfuss
  • abnehmbarer Abfallbehälter
  • Bedienungsanleitung
  • Fußpedal und Netzteil
  • Zubehör alá Maschinenöl, Stopper für Garnrollen, Schraubenzieher, Nadeln, Pinselchen, Pinzette, Garnnetze
  • Schachtel zur Aufbewahrung
  • Teleskoparm
  • einfache Abdeckhaube
  • Ersatzmesser

So näht sie sich

Da die Maschine komplett eingefädelt und „angenäht“ geliefert wird, fällt der Start sehr leicht und schnell. Nach Anstecken des Netzteils und dem Anbringen des Teleskoparms und des Abfallbehälters kann direkt losgenäht werden. Von der Lautstärke her finden wir die Gritzner 788 erträglich und ein wenig leiser als die Ovi von W6. Sie ist aber auf jeden Fall lauter als unsere Bernina 1150mda.

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Besonders positiv angetan waren wir von den gut haltenden Saugnäpfen an der Unterseite. Bei unserer Massivholzplatte hatte die Gritzner einen perfekten Halt und vibrierte nicht über den Schreibtisch. Das mag sich vielleicht komisch lesen, aber wir haben schon einige Discountergeräte gesehen, die sich beim Nähen auf den „Weg über den Tisch“ machten. Das Nähen fällt leicht von der Hand, da die Maschine gleichmäßig arbeitet, ohne Aussetzer oder Ruckler. Auch das Stichbild ist für eine Overlock dieser Preisklasse absolut in Ordnung und ähnlich dem Stichbild der Ovi von W6 – wenn nicht gar ein wenig gleichmäßiger. Beim Verstellen der Einstellungen benötigt man jedoch mitunter etwas, bis das gewünschte Stichbild erreicht wird. Wer seine Overlock oft im Einsatz hat, kennt jedoch nach kurzer Zeit bereits „seine“ Einstellungen.

Was sie „mehr kann“ ist die ordentliche Arbeit durch den Auffangsbehälter, den es bei W6 nicht standardmäßig dazu gibt. Auch ist ihr Einsatz vielseitiger möglich. Da freut es natürlich, dass bereits im Lieferumfang 5 verschiedene Nähfüße enthalten sind. Einzig kleines Manko war, dass wir keinen Fadenabschneider an der Seite vorfinden konnten und man deshalb zur Schere greifen muss. Das Messer schneidet unserer Meinung nach sauberer und zuverlässiger als beim Konkurrenten von W6.

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Einfädeln

Man muss zugeben, dass die Anleitung sehr kurz gehalten ist. An dieser Stelle könnte man wirklich einen Minuspunkt erteilen. Vor allem Anfängern wird wahrscheinlich der eine oder andere Hinweis beim Durchblättern fehlen. Wir empfehlen daher zusätzlich für Ovi-Anfänger das Buch „Das Grundlagenbuch Overlock: Techniken, Tipps und Tricks“ *klick*. Zudem wurde speziell um diesen Mangel zu beheben nachträglich das kostenfreie Ebook „Meine Overlock – Das Handbuch von A bis Z: Mit praktischer Anleitung, Expertentipps und Lexikon“ verfasst. Dieses kannst du hier *klick* kostenfrei herunterladen, wenn du ein Kindle Monatsabo besitzt.

Insgesamt finden wir das Einfädeln der Gritzner einfacher im Vergleich zur W6. Das Einfädeln ist selbsterklärend und die eindeutige Abbildung auf der Maschine plus farbige Kennzeichnungen sorgen dafür, dass auch beim ersten Versuch nichts schief gehen kann. Besonders nett ist natürlich die Einfädelhilfe. Wer Overlockmaschinen bereits kennt, wird also in ein paar Minütchen weiter nähen können. Anfänger brauchen da sicherlich etwas länger, was beim ersten Overlock-Fädeln aber total normal ist.

Übrigens finden wir die Sicherung der Maschine sehr wertvoll, die auch unsere Bernina besitzt. Die Gritzner 788 schaltet nämlich ab, sobald die Klappe geöffnet wurde. So werden Unfallquellen direkt aus dem Weg geräumt und verhindert, dass beim Einfädeln und einem versehentlichen Tritt auf das Pedal die Nähmaschine in Gang gesetzt wird.

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Nähprogramme und Nähen

Die Gritzner 788 bietet einen Spannungsauslöseknopf und die Möglichkeit den Nähfußdruck einzustellen. Wer viele verschiedene Projekte und auch Stoffe angeht, wird wissen, wie goldwert diese beiden Tatsachen sind, da nur so eine optimale Einstellung der Maschine zum Stoff passend möglich ist.

Die Gritzner 788 kann genauso wie die W6 mit 2,3 oder 4 Fäden genutzt werden. Durch das Abnehmen einer Kappe, steht sie  auch als Freiarmnähmaschine zur Verfügung. Damit kann sie wunderbar zum Nähen von Hosenbeinen oder kleineren Öffnungen verwendet werden.

Die maximale Nähgeschwindigkeit beträgt 1300 Stiche pro Minute und damit wird klar, warum man bei Kleidungsnäherei irgendwann zu einer Overlock tendieren sollte. Die Stichlänge ist genauso wie der Druck des Nähfußes individuell einstellbar. Es ist möglich unter  verschiedenen Nähprogrammen zu wählen: Hierzu zählen bspw. 4-Fäden-Sicherheitsnaht, dehnbare Trikotnaht, Kräuseln (4 Fäden), Rollsaum (2 und 3 Fäden), Umschlingstich (2 Fäden), Schmalsaum (3 Fäden). Wenn du mit den Begrifflichkeiten gerade nichts anfangen kannst, empfehlen wir dir, dich auf unserer Seite umzuschauen. Wir haben bspw. schon einmal gezeigt, wie man mit der Overlock kräuselt oder einen Rollsaum näht.

Die verschiedenen Einstellungen erreicht man unserer Meinung nach bei dieser Maschine sehr leicht, da sich die Rädchen alle an leicht zugänglichen Stellen befinden.

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Fazit:

Für uns ist die Gritzner 788 im Vergleich zur W6 Overlock N454 D ziemlich gleich auf, bringt jedoch ein paar nette Sachen mehr mit, die die W6 Maschine nicht bieten kann.

Vorteile gegenüber der W6 N454 D:

  • GS und TÜV geprüfte Maschine
  • kommt „angenäht“ nach Hause und bringt Konen mit
  • ist als Freiarmmaschine nutzbar
  • Auffangbehälter
  • 10 Nähprogramme und 5 standardmäßig beigelegte Nähfüße
  • rutscht beim Nähen nicht über den Tisch
  • gleichmäßiges und weiches Nähen
  • einfacheres Einfädeln

Nachteile:

  • Anleitung ist eindeutig ausbaufähig
  • wir konnten keinen Fadenabschneider finden
  • keinen Tragegriff

Wir hoffen, dass wir mit diesem Testbericht ein wenig zur Entscheidungsfindung beitragen konnten und können immer wieder nur sagen, dass Anfänger mit dieser Maschine auf keinen Fall etwas falsch machen.